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Das fast 300 Jahre alte Wiener Dorotheum hat sich als größtes Auktionshaus im deutschsprachigen Raum durchgesetzt. Seit 2001 ist das Dorotheum in Privatbesitz. Seitdem standen Spartenerweiterung und Expansion im Mittelpunkt der Strategie.
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Viele Österreicher denken immer noch an die Pfandleihe, wenn die Rede auf das Dorotheum kommt. Tatsächlich ist dieser "historisch gewachsene" Bereich jedoch der umsatzschwächste des Wiener Auktionshauses, betonen die Geschäftsführer Lucas Tinzl und Martin Böhm im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Wesentlich mehr Umsatz macht das Dorotheum in den Bereichen Auktionen und Schmuckhandel, in denen es jeweils um die 90% Marktanteil hält.
Im Auktionsbereich, der umsatzstärksten Sparte des Hauses, konnte das Dorotheum 2003 einen Umsatz von 70,5 Mill. Euro verzeichnen, das entspricht einem Wachstum um 2% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders erfolgreich am europäischen Markt ist das Dorotheum mit dem Auktionsgeschäft im Bereich "Alte Meister". Hier wurde auch der höchste Preis des Jahres 2003 erzielt: 912.000 Euro für ein Gemälde des Rembrandt-Kollegen Jan Lievens.
Vom Ausland ins Ausland
80% aller Bilder werden bei Dorotheum-Auktionen ins Ausland verkauft, die Mehrheit kommt auch aus dem Ausland, erzählt Martin Böhm. "Drehscheibe" und Zentrum aller Aktivitäten bleibe jedoch Wien, so sehr das Dorotheum in den vergangenen zwei Jahren auch auf Expansion gesetzt habe, betont er. Die Niederlassungen im Ausland benützt das Dorotheum für Ausstellungen und Akquisitionen, die Auktionen selbst fänden jedoch in Wien statt, so Böhm.
Auch das Juwelier-Geschäft wächst und gedeiht, erklärt Lucas Tinzl. Bei der Übernahme 2001 seien die Umsätze hier noch stark rückläufig gewesen. 2003 haben die Dorotheum-Juweliere erstmals starke Zuwächse verzeichnet. Dies sei zum Teil auf ein verändertes Sortiment zurückzuführen, so Tinzl. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es beim Dorotheum-Juwelier nicht nur alten Schmuck. Zu 75 bis 80% erweitern moderner Schmuck und Trendmarken das Angebot und verlocken immer mehr Kunden, in den 23 österreichischen Filialen einzukaufen. Außerdem wurde seit 2001 einiges in der Standortpolitik verändert, Dorotheum-Juweliere gibt es nur noch in den markantesten Einkaufslagen wie Shopping Centern und Einkaufsstraßen. Diese Strategien hatten eine deutliche Verjüngung der Käuferzielgruppe zur Folge, so Tinzl. 40 Mill. Euro Umsatz bescherte das Juweliergeschäft dem Unternehmen Dorotheum im Jahr 2003, so Tinzl. 2004 soll ein Kompetenzzentrum errichtet werden, das Interessierte mit Informationen rund um Schmuck und Juwelen versorgt.
"Pfandl" sorgt für Synergien
Obwohl die Pfandleihe, wie bereits erwähnt, das umsatzschwächste Feld des Dorotheums ist, bringt sie als Dienstleistung "starke Synergien" für die anderen Bereiche. Wie nicht anders zu erwarten, verhält sich das Umsatzwachstum in diesem Feld "antizyklisch zur Konjunktur", so Tinzl. Daher wurden hier im Jahr 2003 stärkere Umsätze verzeichnet. Über konkrete Zahlen hielt sich Tinzl allerdings bedeckt. Vor allem bei verpfändeten Wertgegenständen, die nicht mehr abgeholt werden, gab es 2003 laut Tinzl leichte Zuwächse. Auch hier ist das Dorotheum laut eigenen Angaben österreichischer Marktführer. Das schlechte Image der Pfandleihe kann er nicht verstehen. Schließlich handle es sich hier um "ein streng reguliertes Gewerbe, das eine Möglichkeit zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen" biete.
Das Dorotheum beschäftigt über 400 Mitarbeiter. Eigentümer sind seit 2001 zu je 25% die Soravia-Gruppe, Christoph Dichand und Finanzinvestoren Die restlichen 25% haben sich die drei Geschäftsführer untereinander aufgeteilt.