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Dort ist die Welt noch in Ordnung

Von Ina Weber

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Wenn rundherum alles bröckelt, dem kleinen Österreich noch die Wirtschaftskrise in den Knochen steckt, die gschafftige Hauptstadt in Menschen aufhetzenden Wahlkampf-Plakaten untergeht, der Kampf um Pressefreiheit wieder ein Thema wird, man sich fragt, ob die heimische Justiz überhaupt noch gerecht ist und von der Politik man eh schon nichts mehr erwartet, außer das Schlimmste - dann schauts schlecht aus da draußen. Dann wird der Wunsch laut, der Fernseher in den eigenen vier Wänden möge doch bitte kein Fenster in die Welt sein. Zumindest sitzt man daheim noch selbst an den Hebeln der Macht: der Fernbedienung.


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Doch die Flucht vor der Realität wird einem nicht leicht gemacht. Zumindest wenn man sich nicht jeden beliebigen Film anschauen möchte. Wie die Komödie "Teuflisch" auf Puls4 oder Verena Poth als "Engel im Einsatz" auf RTL2. Auch "Thema" ist an diesem Dienstag mehr als aufwühlend. Schläge, sexuelle Übergriffe, schwere körperliche Züchtigung an psychisch beeinträchtigten Menschen in einem steirischen Pflegeheim. Mit "Soko Donau" lag man da schon zumindest in Sachen Gerechtigkeit richtiger. Mal abgesehen davon, dass jemand ermordet wird, kann dort nicht jeder, nur weil er mächtig ist, mit viel Geld und Beziehungen, die Justiz umgehen und für sich selbst alles regeln. Zumindest nicht ganz. Krimis an sich sind auf alle Fälle eine Wohltat für die Seele. Denn Aufklärung innerhalb von 45 Minuten lässt jeden angesichts der jahrelangen Gerichtsprozesse im wirklichen Leben, wenn Wirtschaftsdelikte von einflussreichen Menschen scheinbar auf die lange Bank geschoben werden können, aufatmen. Dort ist die Welt noch in Ordnung.