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Dort, wo man entspannt lebt

Von Bernd Vasari

Politik
Ausflug in Schönbrunn: Pedro Soler (l.), Victor (3.v.l.), Marie José (2.v.r.).
© EICEP

Österreichische Schule in Guatemala City zählt zu den besten des Landes.


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Wien. Nicht überall hat das österreichische Bildungssystem so einen schlechten Ruf wie im eigenen Land. So zählt etwa die österreichische Schule in Guatemala City zu den besten des mittelamerikanischen Staates, ihr Ruf ist besser als die einheimischen, aber auch besser als die amerikanischen und deutschen Schulen im Land. Der in Wien lebende Spanier Pedro Soler hat nun acht guatemaltekische Schüler nach Wien eingeladen.

Maria José (18) ist eine davon. So wie die anderen sieben, lebt sie derzeit für zwei Monate bei einer Gastfamilie und besucht regelmäßig die Schule. Abgesehen von Prüfungen nimmt sie vollständig am Unterricht teil. Obwohl sie in der österreichischen Schule in Guatemala City bereits viel über Österreich erfahren hatte, war sie dann doch überrascht über die großen Unterschiede zu ihrer Heimat im alltäglichen Leben. "Es gibt hier so viel Vertrauen gegenüber anderen Menschen und vor allem Freiheit. Das habe ich nicht erwartet", sagt die Schülerin. In Guatemala City müsse man sich hingegen genau überlegen, wo man sich aufhält. "Man muss damit rechnen, dass man jederzeit ausgeraubt werden kann, in Wien kann ich mich aber ohne Bedenken bewegen. Die Atmosphäre ist hier sehr entspannt."

Nur das Beste für das Kind

Etwa 2000 Schüler besuchen die österreichische Schule in Guatemala City in der man im Alter von vier Jahren beginnt. Strukturiert wie in Österreich, geht man dann noch zwei Jahre in den Kindergarten, wechselt später in die Volksschule und kann mit 18 Jahren maturieren. "Meine Eltern wollen das Beste für mich. Deswegen haben sie alles versucht, um mich in diese Schule zu bringen." Im Gegensatz zu anderen Schulen sei die Schule auch nicht so teuer, das Niveau aber sehr hoch. Beim letztjährigen Jahrestest, der in ganz Guatemala geschrieben wird, sind 97 Prozent der österreichischen Schule durchgekommen. Sieht man sich den Durchschnitt aller Schulen im Land an, so waren es nur 12 Prozent.

"Wenn man Deutsch spricht, dann hat man gute Chancen auf einen guten Job in Guatemala", sagt Pedro Soler, der für die Organisation des Austausches die Firma EICEP (Experience Intercultural Exchange Programs) gegründet hat. Denn Deutsch gelte als schwer zu lernende Sprache und sei sehr anerkannt. Die Familien haben daher auch großes Interesse, ihre Kinder für ein paar Wochen etwa nach Österreich zu schicken, damit sie die Sprache auch gut lernen. Sein Austauschprojekt startete er im Juni mit drei Schülern, nun sind es acht. Soler ist derzeit auf der Suche nach Gastfamilien in Wien und Umgebung. Sein Ziel ist es im nächsten Juni 15 und im Herbst 15 bis 20 Schüler nach Wien zu holen. Bezahlt wird der Aufenthalt ausschließlich von den Eltern der Schüler.

Auch der 16-jährige Victor nimmt am Austauschprogramm teil. Sein große Leidenschaft gilt dem Fußball. Ganz begeistert erzählt er von dem Match Admira Wacker gegen FC Salzburg, das er sich in der Südstadt live ansah. "Die Fußballer hier sind sehr athletisch und sehr schnell. Am liebsten mag ich Kampl und Alan von Salzburg." Auch die Fans würden viel verantwortlicher als in Guatemala agieren. Überraschend war hingegen für ihn, dass in Österreich Alkohol so eine prominente Rolle spielt. "Die Menschen trinken bereits zu Mittag Bier", wundert er sich.

Maria José hat noch ein Schuljahr vor sich. Danach möchte sie - am liebsten im Ausland - Internationale Betriebswirtschaft (IBWL) studieren. "Nach dem Studium will ich nach Guatemala zurückkehren, um dem Land zu helfen." Ob sie nach der Matura in Guatemala City, in Wien studieren wird, weiß sie noch nicht. Die Menschen in Österreich seien sehr ernst, wenn man etwa mit dem Lift fahre, würden sie aneinander vorbeischauen und schweigen, das wäre unmöglich in Guatemala. Auch eine andere Tatsache spricht gegen ein Studium in Wien: "Es ist schon sehr kalt hier."

Weitere Informationen und Kontakt: http://eicep.at