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Der SPÖ-Landeshauptmann darf sich über die absolute Mehrheit im Burgenland freuen und ist klarer Vorzugsstimmen-Sieger. ÖVP und Grüne schafften ein kleines Plus, die FPÖ verlor stark.
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Für den Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) war es die erste Landtagswahl. Er sei "mit einer sehr guten Stimmung" schon selbst wählen gegangen. Spannung war da noch vorhanden, diese hat sich aber knapp nach 16 Uhr gelöst. Die Klub-Räumlichkeiten der SPÖ-Burgenland in Eisenstadt wurden Sonntagnachmittag nach den ersten Hochrechnungen zur Landtagswahl von einem regelrechten Erdbeben erschüttert. Im dicht gedrängten großen Saal jubelten und klatschten Hunderte Funktionäre so laut sie konnten über das fulminante Ergebnis der SPÖ, die an der absoluten Mehrheit kratzt. "Dosko-Dosko-Dosko"-Rufe ertönten.
Das vorläufige Endergebnis zeigt, dass die SPÖ bei 49,9 Prozent (+8,0) auf dem ersten Platz im Burgenland landet. Sie kann damit 19 der insgesamt 36 Mandate für sich gewinnen und hat die absolute Mehrheit im Landtag; die ÖVP erreicht 30,6 Prozent (+1,5), sie bleibt bei 11 Mandaten, die FPÖ verliert 5,2 Prozentpunkte und landet bei 9,8 Prozent sowie zwei statt vier Mandaten, die Grünen erreichen 6,7 Prozent (+0,3), was zwei Mandate im Landtag bedeutet. Das Bündnis Liste Burgenland ist mit 1,3 (-3,6) nicht mehr im Landtag vertreten, die Neos schafften mit 1,7 Prozent (-0,6) den Einzug erneut nicht.
"Wir waren sehr defensiv unterwegs"
Landeshauptmann Doskozil ist auch klarer Sieger im Vorzugsstimmen-Duell. Laut dem vorläufigen Ergebnis erhielt Doskozil auf der Landesliste 56.975 Vorzugsstimmen, das sind beinahe dreieinhalb mal so viele wie ÖVP-Landesparteiobmann Thomas Steiner, für den 16.664 votierten.
Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ) gaben 7949 Wähler eine Vorzugsstimme, 2865 entschieden sich für die Landessprecherin der Grünen, Regina Petrik. Für Manfred Kölly vom Bündnis Liste Burgenland (LBL) votierten 1100 Stimmberechtigte. Neos-Landessprecher Eduard Posch erreichte 566 Vorzugsstimmen auf der Landesliste.
Hans Peter Doskozil selbst kann es in einem ersten Statement noch gar nicht fassen, sagt er: "Wir waren sehr, sehr defensiv unterwegs. Für die Sozialdemokratie ist es etwas Besonderes, dieses Momentum nach den vielen Niederlagen erleben zu dürfen." Sichtlich erleichtert und erfreut zugleich sagt der alte und neue Landeshauptmann (SPÖ): "Es ist ein ganz ein starkes Zeichen." Und an die Funktionäre und Funktionärinnen im Klub der SPÖ-Burgenland gerichtet: "Ich bin wirklich stolz auf euch, stolz darauf, in dieser burgenländischen sozialdemokratischen Familie zu sein." In Doskozils Heimatgemeinde Oberwart konnte die SPÖ um mehr als 13 Prozentpunkte auf 50 Prozent zulegen.
"Das ist sicherlich der schönste Tag in meinem Leben." Die Losung, die Doskozil ausgibt, lautet aber am Wahlsonntag dennoch: "Wir dürfen heute nicht größenwahnsinnig werden. Heute ist ein Tag zu feiern. Morgen werden wir demütig an die Arbeit gehen."
Dezentes "Mehr Türkis für das Burgenland"
"Für uns ist wichtig, dass wir unsere Ziele erreicht haben", betonte Thomas Steiner, Spitzenkandidat der ÖVP, im "Haus der Volkspartei" in Eisenstadt. Sowohl ein Plus als auch ein Dreier vor dem Ergebnis seien gelungen. Als das Ergebnis der SPÖ in der türkisen Parteizentrale über den Bildschirm flimmerte, ging einen Raunen durch die Reihen der Unterstützer. Das eigene Abschneiden wurde zwar mit lautem Applaus quittiert. Die Stimmung beim Interview mit der ins "Haus der Volkspartei" in Eisenstadt angereisten Europaministerin Karoline Edtstadler war dennoch keine ausgelassene. Edtstadler sprach vom Burgenland als eine "Hochburg der SPÖ" und gab sich erfreut über "mehr Türkis für das Burgenland". "Mit den Zugewinnen im Burgenland verzeichnen wir als Volkspartei die siebente erfolgreiche Landtagswahl in Folge", ließ Kanzler Sebastian Kurz wissen.
FPÖ hofft nach wie vor, mitregieren zu können
FPÖ-Chef Norbert Hofer sieht im Ausgang der Wahl einen "persönlichen Erfolg" für Doskozil: "Das ist ein Wahlsieg ad personam." Der von der Bundes-SPÖ emanzipierte Landeshauptmann profitiere vom Umstand, dass im Burgenland die Vorzugsstimme jene für die Partei schlage.
Zum schlechten Abschneiden der FPÖ sprach Hofer zwar von Verlusten, sagte aber auch "es ist das drittbeste Ergebnis im Burgenland", das die Partei jemals erreicht habe. Der FPÖ-Chef stärkte zudem Landesobmann Hans Tschürtz den Rücken. Die gemeinsame Regierungsarbeit sei erfolgreich gewesen. Daher ging Hofer davon aus, dass viele Menschen, die Doskozil ihre Stimme gegeben haben, sich eine Fortsetzung wünschten.
Bundes-Grüne "sehr zufrieden", Landes-Grüne aber nicht
Die Grünen sind laut Generalsekretär Thimo Fiesel mit dem Ergebnis der burgenländischen Landtagswahl "sehr zufrieden". Die Grünen hätten im Burgenland zwar weniger Stimmen als bei der Nationalratswahl geholt, gegenüber der Landtagswahl 2015 gebe es aber "leichte Gewinne". Er hoffe nach wie vor auf ein drittes Mandat und damit die Klubstärke.
Spitzenkandidatin Regina Petrik zeigte sich im Gespräch mit der APA "nicht zufrieden" mit dem Abschneiden der Grünen bei der Landtagswahl im Burgenland. Petrik sieht ein Zurückdrängen von Klima-Themen durch die Debatte um grenznahe Asylzentren in den vergangenen Tagen als einen Grund, warum die Grünen hinter ihren Umfragewerten zurückgeblieben sind. Selbstkritisch sagte Petrik aber auch: "Wir müssen uns fragen: Wie können wir es besser machen? Was ist der Auftrag aus diesem Ergebnis?" Sie wolle jedenfalls weiter auf die Themen Klima, öffentlicher Verkehr und Transparenz im Burgenland setzen.
Für Neos und die Liste Burgenland hat es nicht gereicht
In der kleinen burgenländischen Neos-Landeszentrale "NEOSphäre" haben die Parteimitglieder am Sonntagnachmittag dem Ergebnis der Landtagswahl entgegengezittert. Zurecht, die Neos verloren gegenüber 2015 nochmals und ziehen klar nicht in den Landtag ein. Landesgeschäftsführerin Anna Bozecski sprach in ersten Statements von einem harten Pflaster für die Neos im Burgenland. Auch für Manfred Kölly und das Bündnis Liste Burgenland (LBL), die zum dritten Mal den Einzug in den Landtag schaffen wollten, hat es nicht gereicht. (apa, red)