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Affäre Monte dei Paschi ist für EZB Vorgeschmack auf Reputationsrisiken.
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Die Würfel sind längst gefallen: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei der Aufsicht über die Banken der Eurozone die Führungsrolle innehaben. Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny hat am eindringlichsten gewarnt, dass dieser Aspekt der Bankenunion Reputationsrisiken für die Zentralbank birgt. Soll heißen: Geht bei der Aufsicht etwas schief und kippt ein von der EZB beaufsichtigtes Geldhaus, so kann das den Ruf beschädigen. Gefährlich, denn Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit sind für eine Notenbank existenziell.
Lange vor dem für 2014 avisierten Start der EZB-Aufsicht zeigt sich: Nowotny hat recht. Die Affäre um die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena bietet EZB-Chef Mario Draghi einen guten Vorgeschmack. Er gerät ohne großes Zutun in den Strudel um die Skandalbank. Grund: Draghi war zur fraglichen Zeit Chef der italienischen Notenbank. Die - erraten - für die Aufsicht zuständig ist.
Da können Finanzaufseher noch so oft betonen, sie seien machtlos gegen Malversationen: Der Makel, nichts gesehen zu haben, haftet ihnen doch an. Die EZB wird auch unter Rechtfertigungsdruck stehen: Der Job des Aufsehers ist, wie der eines Korrektors, undankbar: Macht er seine Arbeit gut, ist sie unsichtbar. Macht er einen Fehler, heulen alle laut auf . . .