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Drama & Dramatik in der Königsklasse

Von Christian Mayr

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Wer nach den Viertelfinalpartien der Champions League immer noch meint, dieser Bewerb sei eine hochgezüchtete Elitenveranstaltung mit den immer gleichen Topklubs, die sich in lähmenden Duellen den Titel ausmachen, der hat wohl nichts von Fußball verstanden. Natürlich zieht sich der Bewerb seit September in den acht Gruppen in die Länge, und beim x-ten Vergleich zwischen Dortmund und Real wenden sich viele schon gelangweilt ab - aber wer selbiges angesichts vermeintlich klarer Hinspielresultate auch jetzt getan hat, hat leider etwas verpasst. Denn tatsächlich gab es solch mitreißende Abende, wo hohe Hinspielniederlagen gegen haushohe Favoriten noch gedreht wurden, schon lange nicht mehr in der Champions League - beim 3:0 von Roma gegen Barcelona wehte so etwas wie der gute alte Geist des Meistercups durch das altehrwürdige Olympiastadion. Und beim 1:3 von Real gegen Juventus gab es nicht nur Dramatik pur, sondern auch das einst so typische Europacup-Drama - wenn also eine aussichtslose Aufholjagd am Ende doch knapp nicht belohnt wird und dann die Bitterkeit des Sports über eine Mannschaft hereinbricht. Dass nun mit Real und Bayern zwei Favoriten, mit Liverpool und Roma zwei Außenseiter um den Titel kämpfen - zudem aus vier verschiedenen Nationen - ist wahrlich ein Glücksfall für den heurigen Bewerb. Ein Glücksfall ist auch, dass der umstrittene Last-Minute-Elfer gegen Juventus, der der alten Dame die Verlängerung gekostet hat, nicht adhoc dazu führt, dass auch die Königsklasse (den noch viel umstritteneren) Videobeweis einführt. Eine dümmere Anlassgesetzgebung kann man sich gar nicht vorstellen. Auch wenn es für die Juventus-Fans bitter ist: Ein Videoschiedsrichter hätte den Elfer wohl geben müssen, ein Referee mit Fingerspitzengefühl hätte darauf verzichtet. Nur Letzteren gab es eben nicht.