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Drei Anschläge auf Mallorca

Von WZ Online

Europaarchiv

Zehn Tage nach dem Mordattentat auf zwei Polizisten hat die baskische Terrororganisation ETA weitere Bombenanschläge auf der spanischen Ferieninsel verübt. In der Hauptstadt Palma explodierten am Sonntag drei Sprengsätze innerhalb weniger Stunden.


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Laut Angaben der Polizei wurde niemand verletzt, es entstand auch nur geringer Sachschaden. Vor den Detonationen hatte ein Anrufer im Namen der ETA eine telefonische Warnung durchgegeben. Sicherheitskräfte räumten die betroffenen Gebäude und riegelten die Umgebung ab.

Die beiden ersten Bomben detonierten am Sonntag in Portixol, einer Hotelsiedlung am Rande von Palma. Sie hatten nur geringe Sprengkraft und richteten kaum nennenswerte Schäden an. Der erste Sprengsatz explodierte in einem Szene-Restaurant. Er war in einem Rucksack deponiert, den die Terroristen in der Damen-Toilette des Lokals versteckt hatten. Das Lokal liegt auf dem Weg zwischen der Innenstadt von Palma und dem Flughafen von Mallorca.

Etwa zwei Stunden später explodierte in einem anderen Restaurant in etwa 500 Meter Entfernung eine zweite Bombe. Der dritte Sprengsatz ging am Abend in der Innenstadt von Palma in einem unterirdischen Einkaufszentrum unterhalb des Platzes Plaza Mayor hoch.

Verwirrung gab es zunächst um die zweite Bombe: Während die meisten Medien übereinstimmend von einem Attentat sprachen, berichteten einige andere Medien, dass der zweite Sprengsatz zuvor von der Polizei gefunden und von Sprengstoffexperten absichtlich zur Detonation gebracht worden sei.

Obwohl bei den Anschlägen keine größeren Schäden entstanden, bedeuteten sie einen Schock für den Tourismus auf Mallorca. Allerdings glauben Tourismus-Experten nicht, dass die Reisebranche kurzfristige Einbußen fürchten muss.

Erfolglose Großfahnundung

Die Sicherheitskräfte hatten nach dem Tod der Polizisten die größte Fahndungsaktion in der Geschichte Mallorcas gestartet. Sie riegelten die Insel zeitweise hermetisch ab. Bis heute werden Reisende kontrolliert. Allerdings konnte die Polizei keine heiße Spur der Terroristen ausmachen. Sie konnte auch nicht ermitteln, ob die Attentäter sich noch auf Mallorca aufhielten oder ob sie die Insel bereits verlassen hatten.

Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen schlug die ETA nun erneut zu. In ihrem Bekennerschreiben, das die baskische Zeitung "Gara" am Sonntag veröffentlichte, hatte die ETA mit weiteren Terroranschlägen gedroht. "Spaniens Politik der gewaltsamen Unterdrückung beantworten wir mit Waffengewalt", heißt es in dem Schreiben. Die ETA bekannte sich nicht nur zum Mord vom 30. Juli an den Polizisten, sondern auch zu einem Anschlag mit einer Autobombe auf eine Polizeikaserne in der nordspanischen Stadt Burgos. Dabei waren am 29. Juli 65 Menschen verletzt worden.

Auch der Mord an einem Polizei-Inspektor am 19. Juni in Arrigorriaga im Baskenland und ein Bombenanschlag am 10. Juli auf das Parteibüro der Sozialisten in Durango (bei Bilbao) gingen nach dem Schreiben auf das Konto der ETA. Die Strategie der spanischen Regierung, die ETA mit polizeilichen Mitteln zu besiegen, sei gescheitert, heißt es in dem Kommuniqué.

Hintergrund: Mallorca

Mallorca ist mit seinen Nachbarinseln eines der beliebtesten Reiseziele in Europa. Allein aus Deutschland befinden sich derzeit schätzungsweise mehr als 100.000 Urlauber auf den Balearen - sie stellen normalerweise gemeinsam mit den Briten die größte Urlaubergruppe.

(APA)