Zum Hauptinhalt springen

Drei Bedingungen für einen Neubeginn am Balkan

Von Eduard Grossmaier aus Saloniki

Politik

Mehr Interesse der EU für die Region, eine Sicherheitsgarantie aller Mächte und einen einheitlichen Entwicklungsplan: Diese drei Grundbedingungen für einen Neubeginn am Balkan nannte der | griechische Verteidigungsminister Akis Tsochatsopoulos in einem Interview, das die "Wiener Zeitung" nach seinem Treffen mit Bundeskanzler Viktor Klima führte.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Klima hatte auf dem Rückweg von Albanien eine Kurzvisite beim Frühjahrstreffen des Pensionistenverbandes Österreichs in Griechenland absolviert und war in Saloniki mit Tsochatsopoulos

zusammengetroffen. Inhalt der Gespräche war vor allem der Stand der Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge aus dem Kosovo.

"Wiener Zeitung": Wie ist die Grundhaltung Griechenlands, eines NATO-Landes, zu diesem Balkandrama?

Tsochatsopoulos: Wir Griechen sind jüngsten Umfragen zufolge zu 95 Prozent gegen diesen Krieg. Wir sind sehr froh, daß sich nun eine gemeinsame Lösung abzeichnet. Dennoch sagen wir, daß es für

einen neuen Anfang drei Grundbedingungen zu erfüllen gibt.

Erstens: Die EU ist verpflichtet ihr Interesse für diese Region zu zeigen. Es müssen Aossoziierungsverträge zwischen den Balkanländern und Europa unterstützt werden. Die Menschen in diesen

Ländern müssen das Gefühl haben, daß sie ein Stück von Europa sind. Voraussetzung ist auch, daß alle an der Krise beteiligten und benachbarten Ländern dabei sind.

Zweitens: Es müßte eine Sicherheitsgarantie aller Mächte für die Region geben, weil alle diese Länder die NATO-Mitgliedschaft anstreben.

Drittens: Es müßte einen großen einheitlichen Entwicklungsplan geben, an dem die USA, die Europäische Union, die NATO und die UNO beteiligt sind. Gemeinsam müßte auch die wirtschaftliche

Unterstützung der Region geplant und durchgeführt werden.

Glauben Sie, daß diese Hilfe alle Differenzen und ethnischen Probleme lösen kann?

Ich bin der Auffassung, jeder nationale Wettbewerb muß hinter das gemeinsame Bedürfnis nach Sicherheit gestellt werden. Die ganze dramatische Entwicklung in Jugoslawien, seit dem Beginn der Krise,

beweist dies.

Einziger Gewinner bei den Auseinandersetzungen scheint nun die Waffenindustrie zu sein?

Man darf dies sicher nicht so vereinfachen. Es ist schon richtig, daß alte Waffenbestände verbraucht und neue geschaffen werden müssen. Aber es geht um viel mehr. Es geht um die Klärung der Frage,

wer auf dem Balkan künftig mehr Einfluß haben wird, Europa, die USA, die NATO oder Rußland. An der Lösung, die jetzt gefunden wird, zeigt sich schon, daß doch eine Balance gefunden wird zwischen der

NATO, Europa und Rußland. Es müssen alle den Weg des Balkan garantieren, der nun wirklich unsere ganze Unterstützung braucht.