Fehlendes Personal ist das größte Problem, das betroffene Mitarbeiterinnen zu Protesten auf die Straße treibt.
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Für die verantwortlichen Politiker auf Landesebene ist es ein Glück, für die kleinen Kinder, deren Eltern und die Mitarbeiterinnen in Kindergärten ein Nachteil. Kindergärten sind im Wesentlichen Länder- und Gemeindesache. Wenn es die Bewältigung von Problemen geht, fehlt Betroffenen daher oft jene bundesweite Breite als Druckmittel, mit dem etwa Eltern von Volksschülern bei Unzufriedenheit dem jeweiligen Bildungsminister Beine machen.
Personalmangel
Für den meisten Unmut bei Kindergärtnerinnen und Eltern sorgt das fehlende Personal. Statt um Kleingruppen muss sich das Personal und bis zu 25 Mädchen und Buben gleichzeitig kümmern. In Wien gingen deswegen am Dienstag Gewerkschafterinnen und Kindergärtnerinnen nicht zum ersten Mal bei einer Demonstration in der Innenstadt auf die Straße. Allein in Wien fehlen beinahe 600 Elementarpädagoginnen.
Jene, die im Kindergarten arbeiten müssen, sind daher umso mehr belastet. Statt sich um die Entwicklung der Kinder kümmern zu können, müssen Elementarpädagoginnen auch organisatorische Aufgaben und Reinigungstätigkeiten übernehmen. Das Kindergartenpersonal fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Für den Herbst wurde mit weiteren Protestmaßnahmen gedroht.
In Niederösterreich steht die bis 2028 amtierende schwarz-blaue Landesregierung unter einem ähnlichen Druck. Die ÖVP hat sich wegen der besseren Betreuung der Kinder ab zwei Jahren vor der Landtagswahl selbst noch mehr unter Druck gesetzt. Bis ins Jahr 2027 soll ein Ausbau auch bei den Öffnungszeiten am Nachmittag erfolgen, wofür wieder mehr Kindergartenpersonal gebraucht wird.
Jenseits der Enns in Oberösterreich ist die Situation keineswegs rosiger. "Es ist echt eine Katastrophe - nicht nur in Wien", teilte eine Kindergarten-Beschäftigte aus dem Zentralraum in ihrer Mittagspause der "Wiener Zeitung" mit. Dort sollen heuer knapp 100 Gruppen neu dazukommen. Die Kindergärten müssen mindestens 47 der 52 Wochen im Jahr offen sein, was kleinere Gemeinden nur mit Kooperationen schaffen.
In der Steiermark kämpft die schwarz-rote Landesregierung seit längerem um mehr Personal. Prekär ist die Lage in Graz, weil dort die Stadt Kosten von Trägervereinen nicht übernimmt. Das hat auch Schließung statt einem Ausbau von Gruppen zur Folge und bereitet Eltern gehöriges Kopfzerbrechen.
Es ist eine stattliche Runde, die sich in Tirol bereits zweimal getroffen hat und dies im Herbst ein drittes Mal tun wird - mit Vertretern der Sozialpartner, der Stadt Innsbruck, des Landes und unter anderem der Bildungsdirektion. Unter der Leitung von Landesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) wird an einer kleinen Revolution in Österreich gearbeitet. Gemäß ÖVP-SPÖ-Koalitionspakt soll Tirol bundesweit Vorreiter beim Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes werden. Kleinere Gemeinden können zusammenarbeiten.
Diskussion um Uni-Ausbildung
Noch dauert es: Die legistischen Vorarbeiten sollen 2024 beginnen. Während die ÖVP unter Landeshauptmann Anton Mattle voll mitzieht, legt sich die ÖVP im Bund gegen ein Rechtsanspruch auf einen, Kindergartenplatz ab dem ersten Jahr, wie das der grüne Koalitionspartner, vor allem aber SPÖ und Neos verlangen, bei einer Bundeslösung quer.
Eine dritte Front ist ebenfalls umkämpft: Soll es für das Führungspersonal in Kindergärten eine Uniausbildung geben? Befürworter argumentieren nicht zuletzt mit der Wichtigkeit des Lernens ab dem Kindergarten, weshalb man auf die Ausbildung des Personals Augenmerk legen müsse. Das hat bereits in der Bezeichnung Elementarpädagogik seinen Niederschlag gefunden.
Kritiker halten das für übertrieben, für die tägliche Betreuung reiche eine niederstufigere Ausbildung. Man finde schon jetzt zu wenig Personal, eine Uniausbildung erhöhe die Kosten.