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Drei Kurzgeschichten aus der Wirtschaft

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare
Sabine M. Fischer, Inhaberin von Symfony Consulting, ist Wirtschaftspädagogin und Unternehmensberaterin in Wien. Sie ist Sprecherin des Arbeitskreises Industrie 4.0/IoT und Aufsichtsratsvorsitzende des Verbandes Österreichischer Wirtschaftsakademiker.
© privat

In Bezug auf interne Demokratie können viele Unternehmen ein Vorbild für die Parteien sein.


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Ursprünglich nicht auf Demokratie ausgelegte Unternehmen (weil eben durch eigene Arbeitsleistung und/oder Eigenkapital und davon bezahlte Arbeitskraft begründet) haben in den vergangenen 50 Jahren Mitgestaltungsmöglichkeiten für fast alle hierarchischen Ebenen entwickelt, weil dies die kostengünstigste legale Möglichkeit ist, im Wettbewerb zu bestehen. Hierzu drei ökonomische Kurzgeschichten:

"Demokratie endet am Betriebstor", sagte vor 20 Jahren der Betriebsrat eines Industriekonzerns in einem Workshop zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei Management-Entscheidungen. Die Aussage hat bis heute ihre Berechtigung - trotzdem hat sich viel verändert: Viele österreichische Unternehmen räumen ihren Mitarbeitern auf fast allen hierarchischen Ebenen Mitgestaltungsmöglichkeiten ein. Das geht vom Aussehen des Arbeitsplatzes über Prozessabläufe bis zur Definition von Zielen. Das Motiv sind nicht gesetzliche Vorgaben, sondern betriebswirtschaftliche Überlegungen: In einer zunehmend komplexen Welt weiß niemand über Chancen und Problembereiche eines Jobs so gut Bescheid wie der Mensch, der ihn macht. Nicht alles lässt sich realisieren oder verbessern, aber der Erkenntnisgewinn für übergeordnete Entscheider ist bei einer Zwei-Wege-Kommunikation mit den Mitarbeitern vor Ort wesentlich höher. Kurz: Das Elitedenken einer kleinen Gruppe ist kein Erfolgsfaktor im 21. Jahrhundert.

"Betroffene zu Beteiligten machen" ist die Standardformel jedes Veränderungsprozesses in Unternehmen. Die besten Konzepte können am passiven Widerstand untergeordneter Mitarbeiter scheitern. Der Schaden, der daraus entsteht, lässt sich beziffern: Personal- und Beratungskosten für die Entwicklung des Konzepts, Personalkosten für die Kommunikation des Konzepts, Personalkosten für die "Widerstandsarbeit" der betroffenen Mitarbeiter, die nicht an der Konzeptentwicklung beteiligt waren, und Umsatzverluste durch unzufriedene Kunden, denen die internen Blockaden meist nicht verborgen bleiben. Kurz: Frühzeitige und regelmäßige Beteiligung von Mitarbeitern bei Veränderungen ist in erfolgreichen Unternehmen Standard.

"Whistleblower sind unsere Chance zur Verbesserung", meint der Chefeinkäufer eines Konzerns. Jede Machtfunktion bietet die Möglichkeit des Missbrauchs - das ist menschlich. Weltweite Vergleiche zeigen: Die konsequente Umsetzung von Sanktionen gegen Machtmissbrauch führt zu geringeren Kosten und besseren Arbeitsergebnissen und damit zu größerem betriebswirtschaftlichen Erfolg. Firmen, die für einen korrekten Umgang mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern bekannt sind, ziehen besser ausgebildete und engagiertere Bewerber an und haben weniger Kosten durch Fluktuation. Kurz: Machtmissbrauch systematisch zu verhindern, senkt Kosten.

Es wäre nur fair, wenn die Politiker, die über gesetzliche Rahmenbedingungen für Unternehmen bestimmen, diese Erkenntnisse der Wirtschaft endlich auch in ihren Parteisystemen berücksichtigten.