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"Spanien, Italien und Belgien auf EU-Hilfe angewiesen." | Goldpreis steigt leicht, Euro bleibt bei 1,31 US-Dollar. | Wien. Seit Monaten beklagen Europas Politiker, dass es ihnen nicht gelingt, die Finanzmärkte gegenüber einzelnen - hochverschuldeten - Mitgliedern der Eurozone gnädig zu stimmen. Nun bricht der schwelende Konflikt mit den bisher anonymen Investoren - denen vorgeworfen wird, die Probleme aus Profitgier zu verstärken - offen auf.
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Mit dem weltgrößten Anleihen-Investor Pimco meldet sich in der deutschen Tageszeitung "Die Welt" ein besonders prominenter Vertreter jener vielgescholtenen institutionellen Staatsanleihen-Anleger zu Wort. Dessen Ansichten zur Zukunft des Euro liegen meilenweit von dem entfernt, was in Brüssel bisher aufs Tapet gekommen ist. Den drei problematischsten Euro-Sorgenkindern, Griechenland, Irland und Portugal, legt Pimco-Portfoliomanager Andrew Bosomworth nahe, die Eurozone vorübergehend zu verlassen. Ohne Währungsabwertung könnten sie ihre Haushalte nicht sanieren und gleichzeitig genügend Wirtschaftswachstum erzielen.
Schutzschirm "zu spät"
Drei weitere Euro-Staaten - Spanien, Italien und Belgien - hätten laut Bosomworth zwar "gute Chancen", sich unter Beibehaltung der Gemeinschaftswährung zu sanieren. Ohne Hilfen anderer EU-Mitglieder sei dies jedoch auch nicht möglich. "Über kurz oder lang kommen wir an einer Euroanleihe nicht vorbei", so der Pimco-Manager. Gemeinsame Anleihen aller Euro-Staaten gelten bisher als rotes Tuch für Staaten, die selbst zu günstigen Konditionen Geld an den Märkten aufnehmen können.
Hart geht Bosomworth mit der europäischen Politik ins Gericht: Der vergangene Woche beschlossene permanente Krisenmechanismus ab Mitte 2013 sei zwar ein richtiger Schritt, komme jedoch zu spät. "Die Politik darf nicht länger die Augen vor einer Staatspleite innerhalb der Europäischen Union verschließen", meint der Portfoliomanager. Es müsse dringend eine Lösung für den Insolvenzfall gefunden werden. 2013 sei dafür "viel zu spät".
Während Griechenland und Irland bereits offiziell Finanzhilfen erhalten beziehungsweise zugesagt bekommen haben, kämpfen vor allem Portugal und Spanien noch aus eigener Kraft mit steigenden Zinsen für ihre Staatsanleihen. Geht es nach der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), muss Spanien weitere Einschnitte in Kauf nehmen, um den Staatshaushalt wieder auf Vordermann zu bringen.
In ihrem, am Montag präsentierten, Länderbericht empfiehlt die OECD eine weitere Anhebung der Mehrwertsteuer, obwohl diese erst im Juli von 16 auf 18 Prozent erhöht worden ist. Darüber hinaus sollte das Pensionsantrittsalter von 65 auf 67 Jahre steigen. Schon bisher haben die Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung zu scharfen Widerständen geführt.
Streiks in Griechenland
Dies gilt auch für Griechenland. In der Vorweihnachtszeit legt eine regelrechte Streikserie wichtige Teile des Landes lahm.
Von alledem weitgehend unbeeindruckt zeigte sich am Montag der Euro-Kurs. Die Gemeinschaftswährung verharrte bei knapp mehr als 1,31 US-Dollar. Der Preis für eine Feinunze Gold stieg leicht auf 1380 US-Dollar - und näherte sich damit wieder der Marke von 1400 Dollar.
Wissen
Das Investmentunternehmen Pimco wurde 1971 in Kalifornien gegründet, 2000 erwarb der deutsche Allianz-Konzern die Mehrheit am Unternehmen. Pimco gilt als weltgrößter Anleihen-Investor, laut "Financial Times Deutschland" verwaltet die Gesellschaft ein Vermögen von insgesamt einer Billion Dollar. Derzeit erweitert Pimco sein Anlageuniversum verstärkt über Anleihen hinaus in Richtung aktienbezogener Wertpapiere.