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Drei weise Hypo-Affen

Von Marina Delcheva

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Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur größten Bankenpleite der Zweiten Republik zeigt vor allem eines: Politische Verantwortung ist keine Kategorie; und Rückgrat ebensowenig. Der Ausschuss wird nicht die gewünschten Ergebnisse bringen - Schuldige aufzeigen, zur Verantwortung ziehen, aufdecken. So ehrlich muss man sein. Er wird wohl auch keinen Cent der versenkten Hypo-Milliarden zurückholen. Und im Nachhinein weiß man sowieso alles besser. Ihn deshalb abdrehen zu wollen, wie es etwa Frau Irmgard Griss fordert, ist aber demokratiepolitisch fahrlässig. Wenn man nämlich genau hinsieht und hinhört, wird hier jedem interessierten Bürger ein Sich-aus-der-Verantwortung-Winden, Leugnen und Verharmlosen vor Augen geführt, das seinesgleichen sucht. Die geladenen Zeugen scheinen bisher allesamt die gleiche Strategie zu verfolgen. Jene der drei weisen Affen: Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt. Hinzu kommt noch "an nichts erinnert", die mit Abstand beliebteste Antwort bis dato. Die Ex-Finanzminister Grasser und Pröll, die Ex-Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer und Tilo Berlin, Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny, Kärntens Ex-Finanzlandesrat Harald Dobernig, drei Staatskommissärinnen, Wirtschaftsprüfer, Vertreter der Bankenaufsicht, Politiker... niemand will heute für die Pleite verantwortlich gewesen sein. Niemand sah sich im Stande, diese abzuwenden. Niemand fühlte sich dafür zuständig, frühzeitig die Reißleine zu ziehen und den wahnsinnigen Expansionskurs zu stoppen. Niemand will eine Alternative zur Notverstaatlichung gesehen haben. Wenn dieser U-Ausschuss bis dato etwas aufgezeigt hat, dann, welche Persönlichkeiten in politischen und wirtschaftlichen Spitzenpositionen damals saßen. Nämlich solche, mit viel Macht und wenig Verantwortungsbewusstsein.