Der Zankapfel dritte Piste liefert schon seit Jahren Stoff für Diskussionen. Nun hoffen die Flughafenbetreiber darauf, dass sie ihre Pläne erfolgreich - bis Ende 2008 - durch die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) bringen (siehe Kasten). Damit hätten sie bei der Letztentscheidung, wann die Piste gebaut wird, freie Hand. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Flughafenvorstände dann auch nicht lange fackeln: Zu schnell wächst das Verkehrsaufkommen, zu heftig drängt der angeschlagene Home-Carrier AUA auf neue Kapazitäten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Fluglinie klagt bereits jetzt über Wettbewerbsnachteile und hohen Kerosinverbrauch durch lange Warteschleifen. Die Auslastung der zwei Schwechater Pisten liegt zu Spitzenzeiten bei 62 Starts und Landungen pro Stunde - rein rechnerisch wären 72 möglich.
Allerdings muss einerseits ein gewisser Polster offen gelassen werden, und andererseits nähert man sich laut Flughafen ohnehin dem Grenzwert - kein Wunder, bei jährlichen Wachstumsraten von über fünf Prozent. Die Hoffnung vieler Pistengegner, die Wiener könnten ihr Wachstum nach Pressburg auslagern, ist, spätestens seit die slowakische Regierung vergangenen Herbst die Privatisierung des rund 50 Kilometer entfernten Flughafens abgeblasen hat, dahin.
Jetzt droht der gegenteilige Effekt: Früher hat man wohl in dem Glauben, den Zuschlag für den slowakischen Airport in der Tasche zu haben, ruhig dabei zugesehen, wie die Österreicher in Scharen nach Pressburg gepilgert sind, um das dort reiche Angebot an Billigfliegern zu nutzen.
Diese will das Flughafenmanagement nun zunehmend in Wien etablieren. Dass die eigentlich in Pressburg beheimatete Fluglinie SkyEurope demnächst Flüge von Schwechat aus anbietet, ist ein deutliches Signal: Trotz politischer Lippenbekenntnisse steht nach dem missglückten Übernahmeversuch nicht Kooperation sondern Wettbewerb auf der Tagesordnung - was das Verkehrsaufkommen eher noch steigern wird.
Bleibt wohl als letzte Hoffnung für fluglärmgeplagte Anrainer, dass die EU ernst macht und Fluglinien über Kerosinsteuer, gestaffelte Landegebühren oder CO 2 -Zertifikate stärker klimabedingt zur Kasse bittet. Allerdings scheint hier kein Konsens in Sicht. Und selbst wenn solche Maßnahmen gesetzt würden, bliebe abzuwarten, ob - in der Folge - höhere Ticketpreise mehr Menschen vom Fliegen abhalten, als die Aufforderung des Umweltministers, auf Fernreisen zu verzichten.
Versiegen nicht plötzlich die Ölvorkommen, und bleiben weltpolitische Umwälzungen aus (wobei auch der 11. September dem Flugverkehr nur einen kurzfristigen Einbruch beschert hat), ist davon auszugehen, dass die dritte Piste sobald wie möglich gebaut werden wird. Aufschiebend könnte sich lediglich auswirken, dass die Amtsperiode der Flughafenvorstände 2009 endet. Da wird wohl kaum einer voreilig das heiße Eisen anfassen wollen.
Ist der neue Vorstand im Amt, heißt es aber schnell handeln: Die Bürger der Bundeshauptstadt wählen 2010 ihren Landtag. Eine Antifluglärmkampagne käme den führenden Kräften in Wien, das als Großaktionär natürlich an einem starken Wachstum des Flughafens interessiert ist, mit Sicherheit ungelegen.
UVP
(mel) Sowohl Errichtung als auch Betrieb der geplanten dritten Piste am Flughafen Wien erfordern eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Laut Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz 2000 ist hierfür in erster Instanz die niederösterreichische Landesregierung zuständig. Andere Behörden, die ohne UVP mit der Genehmigung des Vorhabens befasst wären, nehmen zum Projekt Stellung.
Nach einer Vorprüfung erfolgt eine sechswöchige öffentliche Auflage in den Standortgemeinden nahe dem Flughafen. Viele dieser Gemeinden sind im Rahmen eines Mediationsverfahrens jedoch bereits im Vorfeld in die Planungen rund um die dritte Piste einbezogen gewesen. Im abschließenden Vertrag ist festgelegt, dass - solange sich der Flughafen an die Vereinbarung hält - die anderen Vertragsparteien die Genehmigung des Projekts nicht verzögern dürfen. Bürgerinitiativen, die das Kompromiss-Ergebnis der Mediation nicht anerkannt haben, fürchten nun, dass die Gemeinden ihre Möglichkeit zur Parteistellung
in der UVP nicht ausreichend wahrnehmen könnten.