Drogenmissbrauch hat viele Gesichter. Und die wenigsten Abhängigen verbringen ihre Tage schnorrend in irgendeiner U-Bahn-Passage. Nicht selten geht die Sucht auch mit einer (zunächst) glänzenden beruflichen Karriere einher. Welcher Manager warum von welcher Droge abhängig wird und wie (Drogen-)Karrieren bei Erfolgsmenschen ausschauen - darüber diskutierte man im Management Club in Wien.
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Gerangel um Arbeitsplätze, Burnout, Mobbing, Stress, dazu persönliche Probleme. Die Umstände, die Abhängigkeiten begünstigen, sind rasch aufgezählt. "Dazu kommt eine gewisse genetisch/biologische Veranlagung", berichtet Psychiaterin Univ.-Prof. Gabriele Fischer vom AKH: "Wenn die Eltern bereits Suchtprobleme hatten, ist die Wahrscheinlichkeit, selbst abhängig zu werden, höher."
Wie viele Menschen in Spitzenjobs in die Sucht rutschen, ist ungewiss: "Allgemein sind 30 Prozent der Bevölkerung Nikotin-, 10 Prozent Alkohol-, 2 Prozent Kokain- und 1 Prozent Heroin-abhängig." Wobei sich ein Trend zeigt, dass Männer in Spitzenpositionen immer häufiger nicht rauchen. Frauen, die nach oben drängen, griffen demgegenüber öfter zum Glimmstängel. Fischer: "Vielleicht auch eine Folge der Maskulinisierung. Eine Emanzipation mit negativen Auswirkungen."
Was den Alkohol angeht: "Kaum jemand in dieser Bevölkerungsgruppe trinkt nichts", das Glaserl Wein gehöre hierzulande einfach zu einem Geschäftsessen dazu. "Das Problem ist weniger das Trinken in der Öffentlichkeit, sondern wenn der Alkohol zur Entspannung eingesetzt wird", erklärt die Wissenschaftlerin. Wie bei allen anderen Substanzen gehe es um ein Sich-Belohnen, das - solange es in einem gewissen Rahmen bleibt - eine Bereicherung darstellt. "Solange es nicht das Leben dominiert, ist es o.k." Winzer Leo Hillinger, streicht hervor, dass es auf die konsumierte Menge ankommt. Er selbst trinke unter der Woche nichts, auch nicht am Weingut: "Unter Tags wird ausgespuckt". Bei entsprechenden Gelegenheiten könne es allerdings vorkommen, dass er allein sechs Flaschen Wein trinkt. Als Kompensation setzt der Weinbauer auf Sport, den er auch seinen Kunden empfiehlt.
Eine große Rolle unter Spitzenkräften - v.a. in bestimmten Branchen - stelle Kokain dar. "Kokain macht kurzzeitig kreativer und sicherer." Zum Zusammenbruch komme es rasch, wenn Kokain mit Alkohol kombiniert werde.
Therapie
Meist erst dann, wenn die gesundheitlichen Folgen unerträglich werden, gingen Manager zum Arzt. Statt eine Drogentherapie zu machen, würden oft allerdings nur die Symptome bekämpft. Fischer. "Das mag kurzfristig eine gewisse Besserung bringen - langfristig bleiben die Probleme aber bestehen." Was die Behandlung schwierig macht: "Manager haben zumeist genug Geld, um sich die Substanzen zu besorgen."