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Drogerie-Imperium Schlecker kämpft mit vierter Pleite

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Enge Verflechtung mit Mutterkonzern wurde Tochter "Ihr Platz" zum Verhängnis.


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Pucking/Osnabrück. Die Mega-Insolvenz der deutschen Diskont-Drogeriekette Schlecker (47.000 Mitarbeiter, davon 3000 in Österreich) weitet sich aus. Nachdem die Konzernmutter, das Einzelunternehmen Anton Schlecker, sowie die Online-Tochter Home Shopping und die Großmärktetochter Schlecker XL ihre Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Ulm eingestehen mussten, hat gestern, Donnerstag, auch die Schlecker-Premium-Sparte "Ihr Platz" ein Insolvenzverfahren beantragt. Laut Creditreform beschäftigte "Ihr Platz" im Vorjahr 5937 Mitarbeiter in 636 Filialen und 54 Franchisemärkten und setzte 2010 rund 521,46 Millionen Euro um. Für "Ihr Platz" ist das bereits die zweite Pleite. 2005 musste das Traditionsunternehmen ein Planinsolvenzverfahren beantragen, Ende 2007 schluckte Schlecker den angeschlagenen Mitbewerber. Nun wurde der Osnabrücker Tochter die enge Verflechtung mit der schwäbischen Mutter zum Verhängnis. "Ihr Platz" galt aber schon längere Zeit erneut als angeschlagen.

Wie berichtet, besteht auch bei der Anton Schlecker GmbH mit Sitz im oberösterreichischen Pucking dieses Verflechtungsrisiko. Indes wird der marode Konzern vom Einkaufsverbund Markant wieder beliefert, das gilt auch für Schlecker Österreich. "Ich finde, dass das Rennen bei Schlecker nach wie vor offen ist. Dass Schlecker kollabiert ist genauso gut möglich wie eine Sanierung", sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. "Ich gehe auch davon aus, dass Markant nicht auf Pump, sondern gegen Cash liefert." Nachsatz: "Es scheint hier wie bei der Insolvenz der Wiener A-Tec Industries zu sein, bei der ein Baustein nach dem anderen umgefallen ist." In Österreich soll schon vor der Insolvenz der deutschen Mutter die Schließung von unrentablen Filialen geplant gewesen sein. Wie berichtet, könnte es 40 bis 50 Standorte betreffen. Die Zahlen wollte man im Umfeld von Schlecker Österreich nicht kommentieren. Schon vor Weihnachten hat die Schlecker Österreich-Führung samt Anwalt Klaus F. Lughofer im Rahmen einer Dialog-Vereinbarung mit der Gewerkschaft ein Treffen für nächsten Dienstag anberaumt. Das Gespräch wird nun um das Thema "Lage des Konzerns" erweitert.