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Die Weltwirtschaftskrise schlägt manchmal auf höchstem Luxus- niveau zu. Der sogenannte Rennsport passt nicht recht zum derzeitigen Lamento der Autoproduzenten.
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Dass sich der zweitgrößte japanische Autohersteller Honda aus dem Renngeschäft zurückzieht, geißelt der Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zwar als "Schande", doch sind die Japaner für ihre Entscheidung eher zu beglückwünschen. Warum sollen Autoproduzenten, die weltweit im Schlamassel stecken, Hunderte Millionen in eine virtuelle Rekordschinderei stecken, die Sport heißt, aber mit Sport nichts zu tun hat und zur Entwicklung von dringend nötigen technischen Errungenschaften wie etwa kraftstoffarmen und umweltschonenden Vehikeln nichts beiträgt?
Mit solchen pauschalen Fragestellungen muss man natürlich vorsichtig sein, denn am großen Renngeschäft hängen ebenfalls eine Menge und zum Teil sogar hochwertige Arbeitsplätze. Aber genau das ist ja das Auffällige: Zum gewohnten Wohlstandsniveau gehört längst auch eine hoch qualifizierte Nutzlosigkeit, die sich in den Bolidenkult hineinsteigert, über den der österreichische Rennstar Gerhard Berger zur APA vernünftigerweise sagt: "Die Formel 1 muss einfach wieder zurückkommen auf ein normales Kostenmaß, das dann einfach wieder zu rechtfertigen ist. Wenn ich an die Aerodynamik denke, was da alles an Aufwand betrieben wird. Das ist unter dem Strich einfach nicht mehr zu bezahlen und in der heutigen Zeit nicht tragbar."
Wie oft wird das Bundesland Steiermark noch in die Taschen der Steuerzahler greifen, um offen oder versteckt das Projekt "Spielberg neu" zu revitalisieren? Es kommt zwar seit Jahren nicht von der Stelle, aber auch nicht aus der Planung. Auch dort geht es, wie die Anhänger des umstrittenen Sport- und Rennsportzirkus versichern, um Arbeitsplätze. In der Tat - man muss in Rechnung stellen, dass die österreichischen Autobauer und Motorspezialisten an der Aufzucht der Hochleistungsfahrzeuge gut verdienen.
So lange der Kreislauf privatwirtschaftlich läuft und ökologisch nicht aus den Fugen gerät, ist dagegen wenig zu sagen. Öffentliche Gelder hineinzupulvern ist genauso problematisch wie die Rettung defizitärer Autorproduzenten, die sich an solchen technischen Spektakeln beteiligen, durch staatliche Geldspritzen. Substanzlose Marketingkonstrukte pflegen nämlich gleich in der ersten Phase einer Wirtschaftsdepression zu wackeln, ohne dass die Folgekosten verschwinden. Diese werden gern dem Staat überlassen - wem auch sonst?
Die durch Honda ausgelöste Formel-1-Dämmerung ist nur ein markantes Beispiel dafür, dass in einer Rezession manches nicht mehr passt, was still oder auch laut gewachsen ist. Wenn sich große Konzerne auf ihr Kerngeschäft zurückziehen, muss das auch die öffentliche Hand tun. Das Geld ist in Schulen, modernen Krankenhäusern und in der Forschung zukunftsträchtiger angelegt als in Autodromen.
Es gibt andere Beispiele im In- und Ausland. Das Verlagshaus Axel Springer streicht die großen Gala-Veranstaltungen aus seinem Programm. Unternehmenssprecherin Edda Fels wird mit den Worten zitiert: "Wir wollen nun nicht bei unserer wichtigsten Ressource, den Mitarbeitern und dem Journalismus, sparen, sondern lieber bei Partys und Events."
Wie wahr, auch in Österreich fiele einem die eine oder andere "Gala" oder "Charity-Party" ein, auf die wir locker verzichten könnten. Und wenn Finanzminister Josef Pröll mit der steuerlichen Abschreibung von karitativen Spenden ernst macht, soll er ganz genau schauen, dass da nicht clevere Trittbrettfahrer mit der Barmherzigkeitsmasche mitverdienen.