Die Schlagzeilen sind noch gut in Erinnerung: "Mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder in Österreich festgenommen" oder "Der Terror klopft heftig an unserer Tür". Nach der Festnahme dreier mutmaßlicher Mitglieder des Terrornetzwerkes wegen einer Videobotschaft hat die laut US-Präsident George W. Bush "größte Herausforderung der Gegenwart", der Kampf gegen den Terror, auch in Österreich eine neue Dimension bekommen.
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Sofort machten sich Medien und Spezialisten des Innenministeriums an die Arbeit, um zu erörtern, wie groß denn die akute Gefahr derzeit sei. Fazit: Die Verfassungsschützer sehen den islamischen Extremismus als primäre Gefährdungsquelle. Unter den muslimischen Jugendlichen der zweiten Generation gebe es eine stärkere Hinwendung zu radikalen, dschihadistischen Strömungen. Mittel- bis langfristig rechnen die Verfassungsschützer mit einem "beträchtlichen Gefährdungspotenzial" für Österreich.
Vorsicht ist immer angebracht und die Beobachtung von sogenannten Schläfern - also von potenziellen Mitgliedern von Terrororganisationen, die auf Abruf agieren könnten - ist wünschenswert, Panikmache aber unangebracht. Österreich ist nicht mehr und nicht weniger gefährdet als in den 80er Jahren, als es den Anschlag auf den Flughafen Wien-Schwechat gab oder in den 90er Jahren, als ein Bombenbastler das Land in Angst und Schrecken versetzte. Man könnte noch die Kurdenmorde und unzählige andere Beispiele nennen.
Geändert hat sich im internationalen Rahmen nur die Professionalität - sowohl auf Seiten der Fahnder, als auch auf Seiten der Terroristen. So findet die Rekrutierung von Extremistennachwuchs zunehmend über das Internet statt. Die Fahnder versuchen mit den potenziellen Tätern Schritt zu halten und drängen auf Zusammenarbeit - so existiert etwa im deutschsprachigen Raum die Achse Schweiz-Österreich-Deutschland. Kooperation ist auch deshalb dringend nötig, weil noch heuer die EU-Ostgrenzen fallen werden und die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft auch Radikal-islamisten als potenzielles Angriffsziel "reizt".
Im vergangenen Jahr hat es innerhalb der EU knapp 500 terroristische Handlungen gegeben. Österreich selbst ist bisher davon verschont geblieben. Völlig richtig stellt Innenminister Günther Platter fest, dass Österreich kein primäres Terrorziel ist. Wenn Medien also von einer Invasion der Radikalislamisten sprechen, ist dies ebenso utopisch wie die Vorstellung, wir würden uns auf einer Insel der Seligen befinden.