Molkereien mit großen Verlusten. | Fusionen sind laut Agrar-Experten unausweichlich. | Wien.Die heimischen Molkereien befinden sich in einer entmutigenden Lage: Zum einen leiden die rund 90 Milchverarbeiter unter einem ihrer Ansicht nach zu hohen Milchpreis. Jene Beträge, die sie im Vorjahr an die Bauern bezahlt hatten, konnten sie selbst durch den Verkauf von Käse, Joghurt & Co. nicht erwirtschaften. Grund dafür war die deutliche Kaufzurückhaltung der Konsumenten, die Mitte 2008 einsetzte.
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Erstmals seit vielen Jahren ging der Absatz von Milchprodukten mengenmäßig um 1,4 Prozent zurück.
Belastend haben sich zudem auch die deutlich höheren Preise für Energie, Futtermittel und Düngemittel ausgewirkt.
In der Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter (VÖM) macht sich Verunsicherung breit: "Mehr als die Hälfte der Betriebe hat im Vorjahr Verluste geschrieben", berichtet VÖM-Präsident Günther Geislmayr. Hält die schwierige Ertragssituation an, hätte das gravierende Folgen: Man könne den Milchbauern weniger zahlen, diese wären dadurch in ihrer Existenz bedroht. Und die Molkereien müssten sich zudem billigere Milch aus dem Ausland beschaffen, meint Geislmayr.
Erste Fusions-Gerüchte
Geht es nach außenstehenden Experten, ist in Österreich ein Schrumpfen der Molkerei-Landschaft unausweichlich. "Es gibt einen Strukturanpassungsbedarf. Verluste lassen sich nicht zwei Jahre durchtauchen", sagt Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut zur "Wiener Zeitung."
Dabei lehnt er eine Schließung von einzelnen unrentablen Molkereibetrieben ab. "Das ist mit enormen Kosten - etwa Entsorgung von alten Anlagen und Mitarbeiterabbau - verbunden." Für effizienter hält Sinabell, wenn die großen Molkereien mit den Kleinen fusionieren. Derzeit dominieren drei Großmolkereien aus Ostösterreich den heimischen Markt: Berglandmilch, Nöm und Gmundner Milch erwirtschaften alleine 55 Prozent des gesamten Milchumsatzes. Die kleinen Molkereien könnten sich vor allem Dank Nischenprodukten wie Bergkäse oder gentechnikfreier Milch noch über Wasser halten, vermutet Sinabell.
Auch Geislmayr spricht von "notwendigen Strukturveränderungen". In puncto Fusionen zeigt er sich aber zurückhaltend: "Man darf sich durch Übernahmen kein Wunder erwarten. Der Bauernmilchpreis wird dadurch auch nicht steigen." Was er freilich nicht sagt: Geislmayr, Chef der Gmundner Molkerei, umwirbt laut Medienberichten in dieser Funktion selbst die oberösterreichische Landfrisch Molkerei.
Konkurrenz bekommt er dabei von der wesentlich größeren Berglandmilch, der man ebenfalls Übernahmeinteressen nachsagt.