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Droht Geldmarkt wieder Kollaps?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Refinanzierung bei Banken: Zinsen steigen jetzt wieder. | Frankfurt/Wien. Wird die Liquidität im Bankensektor wieder zur bangen Frage? So wie nach der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008, als der Geldkreislauf massiv gestört war, weil die Geschäftsbanken aus Misstrauen einander kein Geld mehr borgen wollten? Rund um den Globus mussten damals die Notenbanken helfend einspringen, um den Kommerzbanken deren Refinanzierung zu sichern. Da die Geldmärkte nahezu ausgetrocknet waren, mussten die Zentralbanken sie immer wieder mit zig Milliarden fluten.


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Zumindest in Europa haben sich die Bedingungen für die Refinanzierung am Geldmarkt in jüngster Zeit wieder verschlechtert. Lag etwa der Zinssatz für dreimonatige Gelder noch bis 26. April relativ stabil bei 0,58 Prozent, ist er seither kontinuierlich gestiegen - auf 0,68 Prozent. Wie Analysten der "Wiener Zeitung" bestätigen, sind dafür Unsicherheiten rund um die Finanzkrise der Griechen der Grund.

Griechische Banken haben schon länger Probleme, sich am Geldmarkt Liquidität zu besorgen. Sollte die Krise auf wackelnde Länder wie Portugal, Spanien und Irland überschwappen, hätten auch die dortigen Banken ein Problem bei ihrer Refinanzierung. Portugiesische und spanische Institute hätten dabei schon jetzt zunehmend Probleme, heißt es aus der Finanzbranche.

EZB in Bereitschaft

"Die Marktkonditionen sind generell etwas schwieriger, aber das deutet noch nicht auf Stress hin", sagen Analysten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich am Freitag jedenfalls bei großen europäischen Kreditinstituten über die Lage am Geldmarkt informiert. "Vorsorglich", wie es dazu hinter den Kulissen heißt. Sollten die aktuellen Verspannungen dramatisch zunehmen, könnte das erneute Eingriffe der EZB zur Stabilisierung erfordern.