Jakarta - Im indonesischen Irian Jaya, dem Westteil der Insel Neuguinea, hat der unaufgeklärte Mord an dem Separatistenführer Theys Hiyo Eluay Spekulationen über die Zukunft der Provinz ausgelöst. Der Vorsitzende des für die Unabhängigkeit von Irian Jaya eintretenden Presidium Dewan Papua (PDP) war am 10. November entführt und einen Tag später ermordet aufgefunden worden.
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Zur Zeit versucht die Polizei Licht in die noch gänzlich unklaren Umstände seines Todes zu bringen. In Irian Jaya wird befürchtet, dass die Beziehungen zwischen Irian Jaya und Indonesien einen ähnlichen Riss bekommen, der in Osttimor zum Unabhängigkeitskrieg und -referendum führen sollte. 1991 hatten indonesische Soldaten das Feuer auf junge Osttimoresen eröffnetet, die in Santa Cruz gegen die Brutalität des indonesischen Militärs protestierten.
Auch der Abgeordnete Lukas Karl Degey geht davon aus, dass der Mord an Theys die Unabhängigkeitsbewegung von Irian Jaya anfeuern wird, allerdings rechnet er nicht mit einem Ausbruch von Gewalt. "Tausende haben den Leichnam von Theys über 45 Kilometer nach Hause begleitet und dabei Unabhängigkeitsparolen gerufen und den verbotenen Morgenstern (die Flagge der Separatisten) geschwenkt." Auf jeden Fall habe die Bewegung neue Energie bekommen.
Das sieht sein Kollege Paulus Baut anders. "Vielsagend ist die Tatsache, dass es weder in der Provinzhauptstadt Jayapura noch im benachbarten Abepura zu Protesten gekommen ist", meint der Abgeordnete, der bis zu einer Wahl im Jahre 1999 auf Irian Jaya als Menschenrechtsaktivist tätig war. Ihm zufolge ist der 64-jährige Theys keineswegs von allen separatistischen Kräften in Irian Jaya akzeptiert worden, so beispielsweise nicht in der Hauptstadt. Anerkannt habe ihn in erster Linie die Gemeinschaft der Sentani, der er angehört habe.
Ähnlich argumentiert auch der Analyst Hermawan Sulistyo vom Indonesischen Wissenschaftsinstitut LIPI : "Theys hatte keineswegs die Unterstützung aller", meint er. Baut will zudem nicht ausschließen, dass Theys von Unabhängigkeitsaktivisten ermordet worden ist, die sich von ihm ausgenutzt fühlten, denn Theys war nicht immer ein bekennender Separatist. 15 Jahre war er Mitglied der ehemaligen indonesischen Regierungspartei Golkar. Sein Damaskuserlebnis hatte er erst, als er Ende der 1980er Jahren nicht wieder gewählt wurde. 1999 gründete er dann zusammen mit anderen Sezessionisten - unter ihnen Tom Beanal, Don A. A. Flassy, Al Hamid und Herman Awom - das PDP, dessen Vorsitz er bis zu seinem Tod führte.
Nach Auffassung von Degey kommt es jetzt darauf an, dass der Mord an Theys gründlich untersucht, die Täter gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden. IPS