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Streik gegen Jobabbau bei KBA-Mödling - Digitalisierung trifft Maschinenbauer.
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Wien. Die Maschinen beim Druckmaschinenhersteller KBA-Mödling AG standen am Montag weiterhin still - seit 11 Uhr liefen Gespräche zwischen Belegschafts- und Firmenvertretern über den geplanten Stellenabbau. Die Mitarbeiter der Tochter des deutschen Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer erschienen am Montag an ihrem Arbeitsplatz, arbeiteten aber nicht. Die rund 750 Beschäftigten streiken seit Donnerstag unbefristet: Damit wehren sie sich gegen die Ankündigung, 400 bis 460 Stellen an den Standorten in Maria Enzersdorf und Ternitz zu streichen.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer appellierte an das Management der KBA Mödling, sich um eine sachliche und konstruktive Lösung im Sinne der Arbeitnehmer zu bemühen. "Unsachliche Drohungen gegenüber den Arbeitnehmern wie Entlassungen und persönliche Schadenersatzforderungen vergiften das Klima." Der Vorstand hat streikenden Mitarbeitern mit Entlassung und Verlust der Abfertigung gedroht, außerdem würden sie mit ihrem "gesamten Vermögen" für die Streikschäden haften.
Im gesamten KBA-Konzern fallen 1100 bis 1500 Stellen der 6200 Stellen weg. "Die Aufgabe bzw. der Verkauf von Standorten ist dabei nicht ausgeschlossen", teilte der weltweit zweitgrößte Druckmaschinenhersteller KBA mit Sitz in Würzburg mit. Der größere Konkurrent, die Heidelberger Druckmaschinen AG, hat die Mitarbeiterzahl seit 2012 um mehr als 2000 auf 13.500 verringert. Der deutsche Druckmaschinenbauer Manroland wurde nach dem Insolvenzantrag zerschlagen.
Der Grund für den großflächigen Stellenabbau liegt darin, dass der Wandel weg von Print- hin zu elektronischen Medien die Auslastung der Druckindustrie senkt. Weil die Branche sich mit Investitionen zurückhält, entstehen deutliche Überkapazitäten bei den Druckmaschinenherstellern. "Ein Ende des Schrumpfungsprozesses ist nicht abzusehen", heißt es von KBA. Der Weltmarkt für Bogendruckmaschinen habe sich in den vergangenen Jahren halbiert, der Markt für Rollendruckmaschinen sei um 70 Prozent geschrumpft. Der Banknotendruck entwickelte sich verhaltener als erwartet. KBA will sich auf profitable Spezialmärkte wie Blechdruck konzentrieren.
Die Digitalisierung macht auch der Papier-Sparte der Voith zu schaffen: Die Nachfrage nach grafischen Papiermaschinen (etwa für Zeitungen und Zeitschriften) in Österreich und Deutschland ist stark gesunken, heißt es von Voith Paper. Der Rückgang werde sich fortsetzen. Zudem wächst Chinas Papiermarkt langsamer als erwartet. Bis September werden in St. Pölten 290 der 840 Stellen gestrichen, insgesamt fallen im deutschen Konzern 560 Arbeitsplätze weg.
Der Markt für Verpackungen stagniert, heißt es von Austropapier, der Vereinigung der Papierindustrie. Die Produktion von Hygienepapier wächst hingegen leicht. Darunter fallen Taschentücher, Küchenrolle, Servietten und Toilettenpapier. Eine 115-Millionen-Euro-Investition in eine Papiermaschine, wie sie vor kurzem die Zellstoff Pöls AG in der Steiermark getätigt hat, ist hierzulande selten, heißt es von Austropapier. Die größte Kraftpapiermaschine Europas produziert Bäckersackerl, Tragetaschen und Geschenkpapier.
Kein Aufschwung für Maschinenbauer in Sicht
In der gesamten Maschinen- und Metallwarenindustrie ist "der Auftragsbestand eher mager", sagt Berndt-Thomas Krafft, Geschäftsführer des Fachverbandes Maschinen und Metallwarenindustrie (FMMI). Im Maschinenbau wird eine Stagnation des Produktionswertes erwartet, "ein Aufschwung ist nicht in Sicht".