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Donald Trump spaltet mit seinen nicht gerade zimperlichen Ansagen seine Partei.
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Washington. Donald Trump hat bekanntlich gesagt, dass er mit seiner Tochter ausgehen würde, wäre sie nicht seine Tochter. Der Flirt mit dem Inzest ist von einigen Teilen der Gesellschaft nicht gut aufgenommen worden.
Er hat gesagt, er könnte auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen (inklusive der bildlichen Handbewegung), ohne die Unterstützung seiner Wählerschaft zu verlieren. Es gab einen medialen Aufschrei, dass Trump im Vorbeigehen Mord thematisiert. Er hat gesagt, dass er zum Schutz der Amerikaner die Familienangehörigen von Terroristen töten würde. Und wieder gab es Proteste, weil Trump damit nonchalant das Begehen eines Kriegsverbrechens vorschlägt.
Nun hat Donald Trump in der jüngsten TV-Debatte zwischen den republikanischen Bewerbern um das Ticket für die Kandidatur zum US-Präsidenten die Gelegenheit genutzt, um die Größe seines Genitals zu verteidigen. Der Hintergrund: Einer von den beiden Konkurrenten Trumps, Marco Rubio, hat sich in der jüngeren Vergangenheit nach eigenem Bekunden dazu entschlossen, nicht mehr nur seine Politikpläne zu präsentieren, die medial ohnehin kaum Beachtung fänden, sondern auch seine Kritik an dem Mitbewerber Trump in angriffslustigere Form zu bringen. Trump hatte Rubio vor der Kamera schon ein paar Mal vorgeworfen, übermäßig zu schwitzen und daher für Verhandlungen ungeeignet zu sein. Rubio hat ebenfalls mit Beleidigungen jenseits des politischen Kontextes zurückgeschlagen, und eine davon scheint Trump richtig nahegegangen zu sein: Denn Rubio erwähnte, dass Trump "kleine Hände hat, und jeder weiß ja, was man über Männer mit kleinen Händen sagt..."; dann machte Rubio eine kunstvolle Pause, um schließlich mit einem Zwinkern anzufügen: "Man kann ihnen nicht trauen."
Donald Trump hat nun in der Nacht auf Donnerstag klargestellt: Rubio "hat gesagt, dass, wenn meine Hände klein sind, dann könnte etwas anderes auch klein sein. Ich kann garantieren, es gibt keine Probleme in dieser Hinsicht. Ich garantiere das!"
Man kann davon ausgehen, dass auch dieser Sager Trump in seinem Umfragehoch nicht schaden wird. Genauso wie auch die anderen erwähnten Statements. Eine Erklärung der offenbaren Teflonschicht Trumps: Seine potenziellen Wähler freuen sich über kurze, knackige Sätze, an die man sich leicht erinnern kann, und sind komplexen Erklärungen abgeneigt.
Der deutschstämmige Großvater änderte den Namen
Das hat sich zumindest der in den USA verehrte Late-Night-Comedy-Host John Oliver gedacht, der auch beschlossen hatte, Trump mit dessen eigenen Waffen zu schlagen: Olivers Argument: Trumps Familie hat es tatsächlich zustande gebracht, dass der Name "Trump" gleichbedeutend mit Erfolg und Reichtum ist. Das ist nicht nur dem jahrelangen Polieren des Images geschuldet, sondern auch dem Faktum, dass das englische Wort "Trump" tatsächlich "Trumpf", die "Atout-Karte", bedeutet. Nun hat Olivers Team in den Archiven gewühlt und herausgefunden, dass Trumps - deutschstämmiger - Großvater seinen ursprünglichen Nachnamen "Drumpf" auf Trump ändern hat lassen. Nun plädierte Oliver in Anlehnung an Trumps Slogan "Make America Great Again": "Make Donald Drumpf Again". Wenn es nicht so nach Erfolg klingt, dann halten ihn weniger für erfolgreich, so das Kalkül.
Doch was ein Comedy-Homerun sein hätte können, hat in den USA unter den stärksten Trump-Gegnern Kritik hervorgerufen: Die "Washington Post" schreibt, Oliver würde mit denselben hässlichen xenophoben Emotionen spielen wie Trump selbst, weil Drumpf nach Deutschland klingt. Die "New York Times" fragt, ob es denn wirklich fair sei, dem Kandidaten die Vergangenheit seiner Familie vorzuwerfen.
Damit geht die Geschichte, dass derzeit niemand weiß, wie man Trump beikommen kann, in die nächste Runde. Mit Argumenten oder Beleidigungen, mit Samthandschuhen oder unter der Gürtellinie? Noch am Donnerstag hatten sämtliche republikanische Meinungsbildner die Wähler dazu aufgerufen, doch bitte einem anderen Kandidaten den Vorzug zu geben. Der konservative Sprecher des Senats, Mitch McConnell, erklärte, die Partei werde Trump bei einer etwaigen Nominierung fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Und in einer weiter überraschenden Wendung betonten die republikanischen Bewerber um das Ticket zur Kandidatur - neben Rubio verbleiben Ted Cruz und John Kasich - am Ende der jüngsten TV-Debatte, wo es unter anderem um den Penis ging, sie würden Trump im Falle seiner Nominierung die Gefolgschaft eben nicht verweigern.