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Dubai zeigt Teheran rote Karte

Von Arian Faal

Wirtschaft

Irans Tür zu West-Gütern geht zu. | Lieferungen an Iran einschränken. | Dubai. Die Meldung, dass der Iran im Atomstreit einlenken will und mit einer Urananreicherung im Ausland plötzlich doch einverstanden ist, wurde vom Westen mit Skepsis aufgenommen. Ob eine Lösung im Konflikt kommt, bleibt abzuwarten. Dennoch warten auf den Gottesstaat, egal ob vom UN-Sicherheitsrat nun neue Wirtschaftssanktionen verhängt werden oder nicht, düstere Zeiten. Um sämtliche Strafmaßnahmen effizient zu umgehen, diente den Persern nämlich seit Jahren Dubai als Schlupfloch - doch damit soll nun Schluss sein. Denn das Emirat Abu Dhabi will Dubais Regierung zwingen, Irans Tür zum Westen zu schließen.


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Abu Dhabi, dem reichsten der Emirate, ist die freizügige Handelspolitik Dubais schon lange zuwider. Denn in der Regierungszentrale von Abu Dhabi löst die Atompolitik der iranischen Führung eine viel größere Besorgnis aus als in Dubai. Die Herrscher legen Wert auf beste Beziehungen zu den USA und haben zudem noch einen Grenzdisput mit den Persern wegen dreier kleiner Inseln.

Da Abu Dhabi den "kleinen Bruder" Dubai letzten Herbst mit Milliardenbeträgen vor der Pleite gerettet hat, erwartet man nun als Gegenleistung auch wirtschaftliche Zugeständnisse.

Daher wurde nun ausgesprochen, wovor sich viele iranische Händler seit Monaten fürchten: Abu Dhabi hat eine stärkere Zentralisierung innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate eingefordert und dies bedeutet, dass Dubai dem Iran künftig die rote Karte zeigen muss: Fortan soll auf eine strengere Einhaltung der Sanktionen gegen Teheran geschaut werden und sämtliche "unzulässigen Massenlieferungen" sollen unterbunden werden.

9000 iranische Firmen in Dubai aktiv

Was wurde und wird geliefert? US-Computerspiele, gigantische Kühlschränke mit Eiswürfelspendern des US-Unternehmens Whirlpool, iPhones, Nike-Sportschuhe und Victorias-Secret-Dessous sind gefragte Güter im Iran.

Offiziell dürfte es diese Produkte im Gottesstaat gar nicht geben, denn US-Firmen dürfen nur landwirtschaftliche oder medizinische Produkte an die Perser verkaufen. Doch ein Lokalaugenschein am Hafen in Dubai genügt, um zu erklären, warum US-Waren im Iran keine Mangelware sind: Rund um die Uhr wird hier alles, was der Weltmarkt zu bieten hat, auf iranische Frachter umgeladen. Nicht zuletzt deshalb wird Dubai spöttisch als "inoffizielle Dependance der iranischen Wirtschaft" bezeichnet. Knapp 9000 Unternehmer aus dem Iran sind hier aktiv.

Dass das Emirat auf den Export in den Iran ausgerichtet ist, ist den Amerikanern schon sehr lange ein Dorn im Auge: 80 Prozent der Waren, die in Dubai ankommen, werden wieder exportiert, gut ein Viertel davon geht in den Iran.

Aus Angst um die guten wirtschaftlichen Beziehungen zu Washington sind auch viele europäische Firmen - zuletzt auch die deutschen Konzerne Daimler und Siemens - dem Aufruf zum Lieferboykott des Iran gefolgt. Auch deshalb haben sich die "Schlupfloch-Importe" via Dubai zwischen 2005 und 2009 auf 12 Milliarden Dollar verdreifacht. 2010 soll dieser Trend gestoppt werden.

Das einzige offene Fenster Irans zur Welt, die Drehscheibe für den Handel, beginnt sich zu schließen. Die ersten iranischen Geschäftsleute wandern bereits nach Malaysia und Indonesien ab, wo der Druck aus Washington viel weniger zu spüren ist.

"Dubai ist unser größter Handelspartner, und es wird nicht leicht", gibt ein Vertreter des iranischen Wirtschaftsministeriums, der nicht namentlich genannt werden will, zu. Nachsatz: "Aber wir Perser haben Erfahrung, wie man Sanktionen umgeht. Wir werden Ersatz finden."