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Insolvenzverwalter beklagt fragwürdige Verpfändung. | Metis-Mastermind Friedrich Lind auch bei Magnat an Bord.
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Wien. In der Wirtschaftskammer Österreich fliegen wegen des desaströsen Investments in Anleihen der mittlerweile insolventen R-Quadrat-Metis-Gruppe die Fetzen.
Am Mittwoch, tagt der Finanzausschuss der Wiener Wirtschaftskammer, deren Pensionskasse ebenso um zig Millionen Euro bangt. Alleine die Pensionskasse der WKÖ hat 9,9 Millionen Euro investiert, die zum Großteil in den Wind geschrieben werden müssen. Das ist nur ein Bruchteil des möglichen Schadens. "Das gesamte Anleihevolumen der Metis-Gruppe, die mehrheitlich im Einflussbereich von Friedrich Lind beziehungsweise dessen Familie steht, soll rund 100 Millionen Euro betragen", hält Daniel Lampersberger, Insolvenzverwalter der R-Quadrat Capital Beta, in seinem jüngsten Bericht fest.
Wie schon sein Kollege Richard Proksch, der die insolvente Bonds-Gesellschaft R-Quadrat Capital Alpha verwaltet, hat auch Lampersberger bei seinen Untersuchungen abenteuerliche Geschäftsvorgänge aufgedeckt.
"Ich musste feststellen, dass die angeführten Wertansätze (19 Millionen Euro) der Gesellschaftsanteile an diversen Projektgesellschaften unrichtig sind, da sie offensichtlich nicht der aktuellen Projekt- und Marktsituation entsprechen", stellt der Insolvenzverwalter klar. "In absehbarer Zeit dürfte ein Großteil der Immobilienprojekte, vor allem in der Ukraine, nicht verwertbar sein." Das liege nicht nur an der wirtschaftlichen Lage in Osteuropa, sondern "an den zum Teil spekulativ getätigten und somit mit entsprechendem Risiko behafteten Investments".
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Dubiose Verpfändung
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Die Anleihegelder der R-Quadrat Beta wurden demnach über Zwischengesellschaften in diese Projekte investiert. Die Haupt-Zwischengesellschaft ist die Magnat Investments I.B.V. in Amsterdam, an der die R-Quadrat Beta 25 Prozent hält, der Rest gehört der börsennotierten deutschen Magnat Real Estate AG.
Laut Aktenlage sitzt Metis-Mastermind Friedrich Lind bei Magnat nicht nur im Aufsichtsrat, sondern die Familie Lind soll laut Hauptversammlungsprotokollen über die Tisca Privatstiftung zumindest 17,5 Prozent der Magnat-Anteile halten.
Der Viertel-Anteil an der Amsterdamer Gesellschaft wurde von R-Quadrat mit 12,5 Millionen Euro bewertet. Doch sollen die Finanzzampanos im Insolvenzantrag anzuführen vergessen haben, dass dieser Anteil an Magnat verpfändet ist. Magnat hat gegen die Bonds-Gesellschaft 3,8 Millionen Euro Forderungen und will jetzt diesen verpfändeten Gesellschaftsanteil verkaufen. Auffällig dabei ist, dass die Frankfurter Magnat-Gruppe bei sämtlichen Immobilienprojekten nicht nur Co-Investor von R-Quadrat ist, sondern im Rahmen eines Managementvertrages hohe Gebühren einstreifte.
Noch im Dezember 2010 sollen laut dem Insolvenzverwalter knapp 785.000 Euro an Magnat für das Management sowie eine Darlehensrückzahlung geflossen sein. "Die Bemessungsgrundlage für die Fees erscheinen zu hoch angesetzt, es ist zu hinterfragen, welche Leistungen tatsächlich erbracht wurden", moniert Lampersberger, der die Verpfändungen rechtlich anfechten wird. "Das vor dem Hintergrund, dass es sich bei den Immobilienprojekten fast ausschließlich um unbebaute Grundstücke handelt." Zum Teil wurden diese Immobilienprojekte "wegen fehlender Finanzierungen" gar nicht realisiert.
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Das Problem Al Jaber
Die niederländische Magnat Investment I.B.V. hält auch 25,1 Prozent der Anteile an der "JJW Hotel im Palais Schwarzenberg BetriebsGmbH", das ist ein gemeinsames Hotelprojekt des saudischen Investors Mohamed Bin Issa Al Jaber mit der Liechtensteiner Familienstiftung der Schwarzenbergs. Zwischen Magnat und JJW Ltd von Al Jaber wurde eine Ankauf- sowie eine Verkaufsoption von jeweils 6,5 Millionen Euro abgeschlossen. Die Optionsrechte gelten bis Ende August.
Insolvenzverwalter Lampersberger hegt aber große Zweifel, dass seitens Al Jaber Geld fließen wird. Denn Al Jaber, der in Wien das Grand Hotel und das Hotel The Ring betreibt, sorgte schon im Insolvenzverfahren der R-Quadrat Capital Alpha für Unmut. Er sollte für 5,5 Millionen Euro eine Kaufoption für einen Viertel-Anteil am The Ring ausüben, zahlte aber bisher nicht.