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Duell heimisches Holz gegen Erdöl

Von Klaus Faißner

Wirtschaft

Obwohl Österreich mit Wald reichlich gesegnet ist, heizt die große Zahl der Haushalte mit fossilen Brennstoffen - hauptsächlich mit Erdöl oder Erdgas. Doch nun glaubt die Biomassebranche, dass die Zeit für eine Umkehr in Richtung erneuerbarer Energieträger gekommen ist - nicht zuletzt aufgrund gestiegener Ölpreise und komfortabler gewordener Holzheizungen. Auf der Gegenseite haben die Vertreter der Erdölwirtschaft aber keineswegs vor, kampflos Marktanteile abzugeben. Eine Bestandsaufnahme anhand des Duells Pellets gegen Erdöl.


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Seit Monaten steht ein Thema immer wieder an der Spitze der medialen Berichterstattung: Hohe Erdölpreise und damit zusammenhängend die Zukunft der Energieversorgung. Von keinem Rohstoff ist die Weltwirtschaft so abhängig, keiner ist so heiß begehrt und - siehe Irak - auch so heiß umkämpft. Im Verkehr scheint ohne diesen fossilen Energieträger gar nichts zu gehen, während er hierzulande in der Stromerzeugung dank des hohen Wasserkraftanteils nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Bei der Erzeugung von Raumwärme hat Erdöl hingegen seit dem zweiten Weltkrieg einen Siegeszug angetreten und Holz bei weitem überflügelt: Öl und Ölheizungen gelten als billig und sehr bequem, während Holzheizungen zunehmend nur mehr mit Almhütten, Bauernstuben sowie Kachelöfen und offenen Kaminen in Verbindung gebracht wurden - zwar urig und gemütlich, aber arbeitsintensiv und viel Schmutz verursachend. Doch bei Betrachtung der technologischen Entwicklung der Biomasse-Heizkessel stellt sich dieses Bild als Klischee heraus: In den 80er-Jahren wurden die ersten Hackschnitzelheizungen zur Wärmeversorgung größerer Einheiten errichtet. So schafften es lokale Initiativen im ländlichen Raum, Holzreste nutzbringend zu verwerten und dadurch ein wenig mehr Wertschöpfung in der Region zu halten.

Schließlich gelang es den Herstellern von Biomasseheizungen, diese auch für kleinere Einheiten wie Ein- und Zweifamilienhäuser zu dimensionieren, wobei sich neben den Hackschnitzel- die Pelletsheizungen zunehmend etablieren konnten. Die als Heizmaterial verwendeten Pellets werden vor allem aus Hobel- und Sägespänen hergestellt, indem diese ohne Zugabe von chemisch- synthetischen Bindemitteln unter hohem Druck verdichtet und pelletiert - also in kleine zylindrische Röllchen gepresst - werden. "Wir haben in den vergangenen sieben Jahren die Grundvoraussetzungen geschaffen, um von einer echten Alternative zu Heizöl sprechen zu können", erklärt Wilfried Auerbach, Geschäftsführer des Pelletsverbandes Austria, stolz. Mit "wir" bezeichnet Auerbach neben dem Pelletsverband als Koordinator auch Biomasse-Heizkesselfabrikanten sowie Teile der Holzindustrie. Große technologische Fortschritte seien erzielt und gemeinsame Standards ausgearbeitet worden.

Ein staatlich genehmigtes Gütezeichen soll die Einhaltung hoher Qualitätskriterien garantieren: Für Pellets (trocken, staubfrei, garantierter Mindestheizwert, Verbot von Verunreinigungen), für den Pelletshandel und für Pelletsheizgeräte (z.B. strenge Emissionsgrenzwerte und Service binnen 24 Stunden während der Heizperiode). Zusätzlich handle es sich durchwegs um heimische Produkte mit einer Wertschöpfung von mindestens 80 Prozent aus Österreich. Mit diesen neuen Qualitätskriterien seien die Pellets- und Heizkesselhersteller nunmehr in der Lage, den Kunden einen zur Ölheizung vergleichbaren Komfort zu bieten.

"Lippenbekenntnisse"

Derzeit gibt es laut Auerbach rund 25.000 Pelletsheizungen bei knapp einer Mill. Öl- und einigen Hunderttausend Gasheizungen, wobei er den Marktanteil an den Neuanschaffungen mit "wachsend bei derzeit sieben Prozent" angibt. Doch dass der Marktanteil wachse, sei mehr dem hohen Ölpreis als der Politik zuzuschreiben: Es gebe zwar eine Menge Lippenbekenntnisse und auch die eine oder andere Förderung (zum Beispiel für die Anschaffung von Pelletskessel), aber keine wirkungsvollen Taten wie eine höhere Ökosteuer, die den Liter Heizöl "um 30 bis 40 Prozent verteuern" würde. "Dadurch gibt es auch keine wirkungsvolle Klimapolitik", weist Auerbach darauf hin, dass Österreich zum Teil klar den Klimaschutzzielen hinterherhinkt, zu denen sich die Republik verpflichtet hat. Die erneuerbaren Energien würden behindert, da der Staat auf die vollen Einnahmen der Mineralölsteuer nicht verzichten wolle und die Politik tief mit Öl- und Gasgesellschaften verbunden sei - ob in Form von Landesenergiegesellschaften (Erdgas) oder über die ÖIAG an der OMV. Dies sei auch insofern kurzsichtig, da "Biomasse neue Arbeitsplätze in Industrie und Landwirtschaft schafft und dadurch zu neuen Steuereinnahmen führt".

Doch kein Konflikt?

"Bei uns funktioniert die Lieferung und Einlagerung ähnlich einfach wie bei flüssigem Öl, nur ohne Ölgeruch und ohne Sicherheitsvorschriften, die bei Heizöl gelten", erklärt Auerbach. Bei seinem Bestreben, die "Attraktivität von Pellets öffentlich zu verbreiten", findet er jedoch nicht gerade ungeteilte Zustimmung: "Wir werden immer wieder vom ,Institut für wirtschaftliche Ölheizung' (IWO) angegriffen", erzählt er. Dem widerspricht jedoch IWO-Geschäftsführer Walter Tauscher: "Es gibt keinen Konflikt zwischen dem IWO und dem Pelletsverband." Das IWO habe bisher noch nie geklagt, sondern lediglich "den ,Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb' gebeten, vorstellig zu werden". Daher handle es sich um einen Konflikt "Schutzverband gegen Pelletsverband". Auerbach: "Das stimmt nicht. Der Pelletsverband wurde auch direkt vom IWO geklagt und hat zwei von drei Klagen der letzten Jahre gewonnen."

In einem Prospekt preist das IWO als Vorteile des Heizöls "Kosten, Umweltschutz und die jahrzehntelange Sicherung der Vorräte" an. Auf die Frage, ob in der jüngeren Vergangenheit nicht des Öfteren die langfristige Sicherheit der Vorräte massiv in Frage gestellt wurde, meint Tauscher, dass es sehr unterschiedliche Gutachter-Schätzungen bezüglich der Ölreserven gebe. Auch vom klimapolitischen Standpunkt plädiert Tauscher für moderne Ölheizungen, um kurzfristig und steuerschonend möglichst viel CO2 einzusparen: "Das teuerste ist, Biomasse einzusetzen, weil diese Kessel mehr kosten und daher eine Menge Förderung brauchen." Außerdem verweist Tauscher darauf, dass die Ölheizungen "nur" 16 Prozent zum gesamten Erdölverbrauch in Österreich beitragen. Würden alte gegen neue Kessel ausgetauscht, könnte man 30 Prozent Heizöl einsparen.

Pellets derzeit klar im Vorteil

Obwohl Tauscher eine vom IWO beim Österreichischen Energiekonsumenten-Verband in Auftrag gegebene Studie zitiert, die die "moderne Ölheizung" in der Vergangenheit sowohl bei reinen Brennstoffkosten bei den gesamten Heizungskosten ganz vorne sieht, zeigt ein aktueller Preisvergleich ein anderes Bild: Mit Stichtag 11. Oktober dieses Jahres kostete der Liter "Heizöl extra leicht" knapp 57 Cent und 2,05 Kilogramm Holzpellets (diese Menge entspricht dem Energieäquivalent von einem Liter Heizöl) etwa 35 Cent. Diese Preise führen laut einer Berechnung des IWO bei einer Wohnfläche von 150 m² und mittelguter Hausisolierung jährlich zu Brennstoffkosten von 1.468 Euro bei Heizöl und 1.020 Euro bei Pellets.