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Duell um die Kärntner SPÖ-Spitze

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Kampfabstimmung am 27. März. | Weiterer Kandidat möglich, aber unwahrscheinlich. | Leichte Vorteile für Manzenreiter. | Wien/Klagenfurt. Der Kärntner SPÖ steht auf der Suche nach einem neuen Chef beim Parteitag am 27. März eine Kampfabstimmung bevor. "Das Präsidium hat sich geeinigt, dass es zwei Kandidaten werden", sagte Maria-Luise Mathiaschitz am Montag nach einer mehr als vierstündigen Präsidiumssitzung.


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Was die Klagenfurter SPÖ-Chefin aber wirklich meint: Das Präsidium hat sich eben nicht geeinigt. Ganz im Gegenteil. Mit Villachs Bürgermeister Helmut Manzenreiter und Gesundheitslandesrat Peter Kaiser streiten zwei Vertreter verschiedener Richtungen um die Nachfolge von Reinhart Rohr.

Der 63-jährige Manzenreiter gilt als Pragmatiker, Kaiser (51) ist ein prononcierter Linker - für Manzenreiter zu links. Deshalb ist der Landesrat für den Villacher Bürgermeister trotz seines Alters nicht der Richtige für den von ihm angepeilten Generationenwechsel in der Kärntner SPÖ. Dass Manzenreiter nun selbst in den Ring steigt, um nach 1999, als er nach fünf Monaten entnervt das Handtuch warf, zum zweiten Mal Landesparteiobmann zu werden, zeigt, wie dünn die Personaldecke der Kärntner Roten ist.

Noch vor zehn Tagen hatte er eine Kandidatur mit Hinweis auf sein Alter ausgeschlossen. Nun ließ er sich am Sonntag offensichtlich breitschlagen. "Sieben von neun Bezirken und die Arbeitnehmervertretung" hätten ihn ersucht zu kandidieren, so Manzenreiter zur "Wiener Zeitung". Einer so "überwältigenden Mehrheit der Funktionäre" konnte er nicht widerstehen. Allerdings wolle er nicht in die Landesregierung gehen und werde die Partei von Villach aus führen.

Kaiser als "notwendige Alternative"

Kaiser wiederum ist dezidiert dagegen, dass der Parteichef nicht in der Regierung sitzt. Dies sei mit ein Grund für seine Kandidatur. Ein personelles Durchgriffsrecht, wie es Manzenreiter fordert, will Kaiser nicht. Er sei ein Teamspieler und wolle Ruhe in die Partei bringen. Insofern sieht er sich als "notwendige Alternative zu Manzenreiter", wie er der "Wiener Zeitung" erzählt.

Im Duell um die SPÖ-Spitze ist Kaiser der Underdog. Vielen gilt er als zu links und zu intellektuell. Zudem war er hinter dem glücklosen Reinhart Rohr die Nummer zwei auf der Landesliste, als die SPÖ im vergangenen März mit 28,7 Prozent eine historische Niederlage einfuhr. Auch werden ihm fehlende Ellbogen nachgesagt. So lehnt er den Begriff "Kampfabstimmung" ab und spricht lieber vom "Wettstreit der Ideen". Daher trete er auch "nicht gegen jemanden an, sondern für etwas". Nach seinen Chancen gefragt, meint Kaiser: "Ich bin kein Wettbüro." Auch habe er seine Entscheidung nicht nach Abwägung seiner Chancen getroffen.

Königsmacher, Königsmörder, König

Doch auch für Helmut Manzenreiter wird es keine gmahte Wiesn. Viele Parteifreunde zürnen ihm für seine offene Kritik an möglichen Konkurrenten, wie etwa dem Spittaler Bürgermeister Gerhard Köfer. Manzenreiter, der sich gerne als Königsmacher sieht, stand plötzlich als Königsmörder da. Nun will er selbst König werden.

Eine Spaltung der SPÖ durch die Kampfabstimmung befürchtet Manzenreiter aber nicht: "Bei einem Kandidaten heißt es, keine Demokratie, bei mehreren Kandidaten heißt es, Streit". Als Gabi Schaunig gewählt wurde, habe es sogar fünf Kandidaten gegeben. Auch diesmal könnte es theoretisch weitere Kandidaten geben. Noch bis 5. März hat jedes Parteimitglied Zeit, sich aufzustellen.

Zu seinen inhaltlichen Plänen und Zielen will sich Manzenreiter erst am Parteitag äußern - auch ob er bei der nächsten Landtagswahl Spitzenkandidat wird.

"Tiefgreifender Strukturkonflikt"

Für den Politikwissenschafter Peter Filzmaier ist "nicht die Kampfabstimmung das Problem, sondern der Weg dorthin". Gemeint sind die innerparteilichen Anfeindungen der letzten Wochen. Filzmaier, der lange an der Uni Klagenfurt gelehrt hat, sieht die Kärntner SPÖ geprägt von einem "tiefgreifenden Strukturkonflikt" zwischen der Landesorganisation und den starken Bezirksgruppen und Ortskaisern wie Manzenreiter.

Als Knackpunkt für die SPÖ in Kärnten sieht Filzmaier den Moment, als man die Macht im Land verlor (1991). "Bis dahin hat man zusammengehalten, weil es etwas zu verteilen gab." So gesehen sieht der Politikwissenschafter die einzige Chance für die Partei, ihre ständigen Streitereien zu überwinden, in einem Erfolg - "und wenn es ein Zufallserfolg ist".