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Duelle in Rom, Mailand, Neapel

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Rom - Neben den italienischen Parlamentswahlen, zu denen am Sonntag rund 49,5 Millionen Wähler aufgerufen sind, werden auch in 1.276 Gemeinden die Bürgermeister und Gemeinderäte neu gewählt. Zu diesen Wahlen, u. a. in den größten Städten des Landes, der Hauptstadt Rom sowie Mailand und Neapel, sind rund 12,5 Millionen Wähler aufgerufen.


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Das besondere Interesse konzentriert sich auf Rom, wo der Vorsitzende der stärksten Linkspartei, der Linksdemokrat Walter Veltroni, gegen den ehemaligen Sprecher Silvio Berlusconis, Antonio Tajani, als Bürgermeisterkandidat antritt. Veltroni, von 1992 bis 1996 Chefredakteur des Parteiblattes "L'Unita" und dann von 1996 bis 1998 Vizepremier und Kulturminister in der Regierung Prodi werden die besseren Chancen eingeräumt, Nachfolger von Francesco Rutelli zu werden, der sein Amt aufgab, um für die Ulivo-Koalition als Spitzenkandidat in die Parlamentswahlen zu gehen.

In Neapel tritt für das Linksbündnis die ehemalige christdemokratische Parteichefin und Innenministerin Rosa Russo Jervolino gegen den Forza-Italia-Abgeordneten Antonio Martusciello an. Jervolino, die kurzfristig vor zwei Jahren auch als Kandidatin für das Präsidentenamt im Gespräch war, hat die besseren Chancen.

In Mailand zweifelt niemand daran, dass der amtierende Bürgermeister Gabriele Albertini von Berlusconis Forza Italia im Rennen gegen den ehemaligen christlichen Gewerkschafter Sandro Antoniazzi, den das Linksbündnis nominiert hat, Sieger bleiben wird. Allerdings hat Albertini, der 1997 den Lega Nord-Bürgermeister Marco Formentini abgelöst hat mit seinem neuen Politpartner Lega Nord, der ihm von Berlusconi verpasst wurde, wenig Freude. Bürgermeister in Mailand möchte auch gerne der Korruptionsbekämpfer Antonio Di Pietro werden.

Ein in Italien sehr beliebter Bürgermeister, Riccardo Illy aus Triest, kann bei den kommenden Bürgermeisterwahlen nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Er bewirbt sich bei den Parlamentswahlen um einen Sitz für das Linksbündnis im römischen Parlament. Sein Gegenkandidat ist eine mehr als schillernde Figur: Vittorio Sgarbi, ein Showman aus dem Lager Berlusconis, der immer wieder in Fernsehauftritten provoziert und vor einigen Monaten die kommunistische Frauenministerin Katia Belillo und Duce-Enkelin Alessandra Mussolini in einet TV-Talkshow so gegeneinander ausspielte, dass es zu Handgreiflichkeiten kam. Illy geht gilt als Favorit.

Rechtskandidat nach Wahldiner verhaftet

Schlechte Chancen für die Wahl hat auch der für Berlusconis Wahlbündnis im Wahlkreis Veneto 1 kandidierende Giampiero Catone von den rechten Christdemokraten. Er wurde Mittwoch Abend nach einem Wahldiner wegen Betruges und betrügerischem Bankrott verhaftet. Die römische Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mit einem undurchschaubarem Firmengeflecht das Industrieministerium geschädigt zu haben.