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Dumme Sprüch', froher Sinn

Von Reinhold Aumaier

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"Hiermit erkläre ich Sie für Mann und Frau" - und mit einem Seitenblick auf die Braut und einem Augenzwinkern zum Bräutigam: "Bleiben Sie dran!" Unvorstellbar, so ein Sager eines Standesbeamten in näherer Zukunft? Glaube ich nicht. Die nachäffende Verlotterung der gesprochenen Sprache hält an und schreitet fort. Der fixe Jungmoderator auf FM4 verabschiedet sich schon mit "Tschüss!", beim Kultursender Arte entfährt der Nachrichtensprecherin ein "Bleiben Sie dran!" Und bald wird bei "Frisch gekocht" 'n Kaffee serviert.

Neben diesen Ärgernissen ist es natürlich die Dame von der Wetterfront, die uns in unserem Stadium als Dummerln immer wieder besonders zu bedienen vermag. Neulich rieb sie uns einmal mehr ihr Sprücherl von den "heißen 30 Grad" in die Ohren. Wie wär's, sich auch einmal Richtung Norden zu verirren und von "eisigen -30 Graden" zu faseln, Fräul'n Kummer-Tant'?!

Dass besagte Madame als hyperaktive Sprechpuppe an der Seite des Moik-Onkel am besten aufgehoben wäre, sei hier nur einmal vorausgesehen und - gedacht. Auch die männlichen Grünlinge haben sie in sich - die sprachliche Depperei. "Morgen wird's 12 Grad haben, temperaturmäßig", verkündete Herr Schultheiss auf Radio Wien. Dafür gibt's von hier aus ebenfalls 12 Stück - ohrenreiberlmäßig.

Aber solange Österreich 1 standhält, haben wir ja noch eine Zuflucht, ein gepflegtes Widerstandsnest. Auch wenn es sich bei diesem Programm nur um einen Allerweltssender handle, wie Helmut Zilk in seinem Lob auf das reinklassische Radio Stephansdom abschätzig zu verkünden geruht. Über einen Sender, der "alle Welt" reinlässt und spiegelt und somit erster Kulturträger ist, sollte man nichts als froh sein: vor Ostern, zu Ostern und danach.