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Rückgang trifft vor allem gehobene und Stadt-Hotels. | Ab 2010 neue Kriterien für Sterne. | Wien. In Wien werden weitere Luxusherbergen gebaut - ungeachtet der aktuell negativen Bilanz des Wien-Tourismus. Von Jänner bis Mai sank die Bettenauslastung im Fünf-Stern-Bereich gegenüber dem Vergleichszeitraum im Rekordjahr 2008 um 4,8 Prozentpunkte auf 43,1 Prozent.
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Das tut der Expansionslust in der Branche offenbar keinen Abbruch: Durch neue Bauvorhaben soll die Zahl der Fünf-Sterne-Hotels bis 2011 von 14 auf 18 steigen. Die Signa-Holding des Tiroler Immobilien-Investors Rene Benko will die einstige Länderbank-Zentrale Am Hof in Wien zum Fünf-Sterne-Superior-Hotel umbauen. Die Verhandlungen mit vier Betreiber-Kandidaten - Ritz-Carlton, Mandarin Oriental, Park Hyatt und Four Seasons - stehen laut Signa vor dem Abschluss. Die Entscheidung werde demnächst fallen.
Die in Hongkong notierte Shangri-La-Kette wird ein Hotel am Schubertring führen, die Nobelkette Four Seasons aller Voraussicht nach jenes in der Riemergasse. Der Betreiber des Palais Hansen am Schottenring bleibt noch geheim. Wegen einer Prüfung des Bundesdenkmalamtes verzögert sich die Eröffnung auf 2011. Auch die Baugenehmigung für das Palais Schwarzenberg durch den Pächter JJW Hotels von Al Jaber soll demnächst vorliegen.
Die Wiener Hotellerie verzeichnete in den letzten Jahren einen Boom, besonders im Spitzensegment. Die Besucherzahlen legten jährlich um rund zehn Prozent zu, die Bettenauslastung betrug im Schnitt 70 Prozent. Rund 50.000 Betten zählt die Stadt heute. Mehr als die Hälfte davon liegen in der Vier- und Fünf-Stern-Kategorie.
Die großen Verlierer
Gerade dieses Segment trifft die Krise besonders hart: "Gehobene und Stadt-Hotels sowie Kongress-Hotels sind die großen Verlierer", sagt Klaus Ennemoser, Bundes-Obmann des Fachverbandes Hotellerie der Wirtschaftskammer. Die Folge sind dramatisch einbrechende Zimmerpreise im Spitzensegment - um 30 bis 50 Prozent, so Franz Hartl, Direktor der Österreichischen Tourismusbank.
Bleibt überhaupt noch Platz für neue Fünf-Sterne-Hotels in Wien? Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Österreichischen Hoteliervereinigung, sieht trotz gegenwärtiger "Konjunkturdelle" durchaus Potenzial für weitere Luxushäuser. Auch Matthias Koch, Geschäftsführer des Fachverbandes Hotellerie, hält es für klug, jetzt zu investieren: "Die Betreiber müssen einen langen Atem haben, aber mittel- bis langfristig wird der Markt für Luxushotels steigen." Michael Widmann, Leiter der PKF Hotelexperts Österreich, hält den Wiener Markt hingegen nach Realisierung der aktuellen Projekte für gesättigt.
Einheitliche Kriterien
Damit Hotels in Österreich, Deutschland und der Schweiz besser vergleichbar werden, werden die Kriterien für die Sterne-Kategorien in diesen drei Ländern bald vereinheitlicht. Österreich und Deutschland stellen Anfang 2010 um, die Schweiz ein Jahr später. Zu den präzisierten Mindestkriterien kommen neue fakultative Kriterien dazu, für die die Hotels zusätzlich Punkte bekommen.
Neu ist auch die Einführung der Superior-Klasse in allen Kategorien, mit denen die Bewertung differenzierter wird. "Vor allem beim Schlafkomfort und bei Pool und Sauna wurden die Kriterien geändert", sagt Helmut Otto vom Hotelverband Deutschland. Getestet wird auch, ob die Beschreibung auf der Hotel-Website mit der Realität übereinstimmt.
In Österreich sind 76 Prozent der Hotels nach Sternen eingestuft - die Bewertung ist freiwillig.