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Bei der Ersten Internationalen Wissenschaftlichen Tagung der Gesellschaft für Biologische Therapie in Berlin wurde am 14. September über die erfolgreiche Erprobung eines neuen Medikaments gegen Hepatitis C namens Maxamin berichtet, das die Chancen, geheilt zu werden, beträchtlich erhöht. Der Hauptforscher der Studie, der Gastroenterologe Yoav Lurie vom Kaplan-Medizinzentrum in Rehovot (Israel), gab die Ergebnisse einer 48-wöchigen Arzneimittelprüfung der Phase II (Wirksamkeitsprüfung an einer größeren Patientenzahl) bekannt.
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Die Standardbehandlung der durch verseuchtes Blut übertragbaren schweren Leberentzündung, die zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann, ist Interferon-alpha (IFN-a). Mit diesem gentechnisch erzeugten Medikament werden aber leider nur rund 30 Prozent der Patienten während der Behandlung "virusfrei" - das heißt, die Anzahl der Viren im Körper liegt unter der Nachweisgrenze - und davon wieder erleidet rund die Hälfte einen Rückfall: Sechs Monate nach Beendigung der Therapie sind bei bei diesen Patienten die Viren, wenn auch in geringerer Zahl, wieder feststellbar.
Mit IFN-a und gleichzeitig Maxamin (Histaminhydrochlorid) der US-Pharmafirma Maxim waren nach 48 Wochen (rund elf Monaten) 79 der 129 Patienten aus Belgien, Großbritannien, Israel und Russland - das sind 61 Prozent - ohne Viren. Wie viele allerdings sechs Monate nach Therapieende keine Krankheitserreger mehr aufweisen und daher als geheilt betrachtet werden können, das muss sich erst zeigen.
Es gibt mehrere Virusunterarten ("Genotypen") des Hepatitis-C-Erregers HCV. In Österreich sind 85 Prozent vom Genotyp 1 befallen, der sich leider schlechter behandeln lässt als die Virussubtypen 2 bis 4. Trotz dieser schlechten Aussichten erzielten mit IFN-a + Maxamin 55 Prozent der Genotyp-1-Patienten Virusfreiheit im Vergleich mit nur 20 Prozent mit IFN-a allein. Ebenso sprechen Patienten mit einer hohen "Viruslast" - mehr als 2 Millionen Viruskopien pro Kubikmillimeter Blut - schlechter auf IFN-a an, nämlich nur 20 Prozent. Bei IFN-a mit Maxamin kombiniert waren es dagegen 54 Prozent.
Wegen der geringen Heilungsrate von Interferon-alpha suchte man seit langem nach Möglichkeiten sie zu erhöhen. Bisher fand man drei Wege: erstens eine Vergrößerung der Dosis, zweitens die sogenannte Pegylierung, das ist die Ankopplung von PEG (Polyethylenglykol) an das Interferonmolekül, wodurch es seinem Abbau im Körper länger widersteht, so dass es länger wirkt, und drittens die Kombination mit einem zweiten Medikament. Das einzige, das sich bisher dafür als geeignet erwies, war Ribavirin (Handelsname: Rebetol). Die 1994 erstmals erprobte Kombination IFN-a + Ribavirin führt bei 30 bis 40 Prozent der behandelten Patienten zu anhaltender Virusentfernung aus dem Körper. Sowohl IFN-a als auch Ribavirin sind sehr teuer und haben sehr unangenehme Nebenwirkungen. IFN-a muss der Patient ebenso wie ein Diabetiker sein Insulin selbst injizieren. Ribavirin wird in Kapselform eingenommen. Die Behandlungsdauer ist meist ein Jahr. Nun kommt also Maxamin, das aber nur in Kombination mit IFN-a wirksam ist. Es muss ebenfalls gespritzt werden.
Auf Grund der bisherigen Ergebnisse plant die Firma Maxim gemeinsam mit dem Hersteller von pegyliertem Interferon-alpha, F.Hoffmann-La Roche (Roche) zwei Phase-III-Arzneimittelprüfungen, bei denen PEG-IFN (Handelsname: Pegasys) gemeinsam mit Maxamin und Ribavirin angewendet werden soll. Bei der einen Studie sollen "naive" Patienten - solche ohne vorherige Behandlung - mit der Dreierkombination behandelt werden, bei der anderen Patienten, die auf die bisherige Behandlung mit IFN-a allein oder gemeinsam mit Ribavirin nicht ansprachen. Man erwartet, durch das Zusammenwirken der drei Medikamente auch einen großen Prozentsatz der zweiten Gruppe heilen zu können.
Die Wirkungsweise von Maxamin beruht darauf, dass es wichtige "Abwehrkämpfer" des Immunsystems, die virusbefallene Zellen entdecken und zerstören, nämlich sogenannte Natürliche Killerzellen und CD4-Lymphzellen, vor Substanzen schützt, die diese veranlassen, programmierten Selbstmord (Apoptose) zu begehen. Maxamin wurde bei mehr als 1200 Patienten nicht nur gegen Hepatitis C erprobt, sondern auch gegen fortgeschrittenes malignes (bösartiges) Melanom (besonders gefährlichen Hautkrebs), myelogene (aus dem Knochenmark entstandene) Leukämie (Krebs der weißen Blutkörperchen) und Nierenzellkrebs
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