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Durcharbeiten bei 67 Grad?

Von Christoph Rella

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"Was dem Sportgott erlaubt ist, ist dem Pferd nicht erlaubt." So etwa könnte man in Abwandlung eines alten Lateiner-Spruchs die Hitze im Land kommentieren. Denn während die Wiener Fiaker aus Tierschutzgründen bereits bei Überschreiten der 35-Grad-Marke kehrtmachen müssen, bleiben den meisten heimischen Athleten Hitzeferien erspart. Und das, obwohl die Damen und Herren unter Bedingungen arbeiten, die anderswo längst die Behörden zum Eingreifen gezwungen hätte.

Besonders hart ist zweifelsohne das Los der Beachvolleyballer, die derzeit beim Wien-Major auf der Donauinsel um Medaillen ringen. Temperaturen um die 50 Grad sind da keine Seltenheit, bei der WM vor einem Jahr wurde am Centre Court knapp über dem Boden sogar ein Spitzenwert von 67 Grad gemessen. Buchstäblich gegrillt werden aktuell auch die Tennis-Profis bei den Generali Open in Kitzbühel, wo es das Quecksilber trotz der Höhenlage der Stadt (762 Meter) am Platz neuerlich über 40 Grad schaffte.

Nun wäre es freilich Unsinn, den Sportlern, die ja Temperaturen gewohnt sind, beim ersten Anflug von Hitze die Arbeit zu verbieten - vor allem, wo es ihr trainierter Körper auch oft erlaubt. Dominic Thiem zum Beispiel, der ja auch mit Australien oder den schwülen Verhältnissen in Südamerika anderes gewohnt ist, hat mit der Sonne kein Problem - und nutzt nicht einmal Sonnencreme. Aber nicht jeder ist so belastbar wie Thiem, Novak Djoković etwa hasst die Hitze. Und manchmal muss man Sportler vor ihrem eigenen Ehrgeiz und dem Unvermögen, mögliche gesundheitsschädliche Folgen richtig einzuschätzen, schützen. Erst im Jänner erlitt etwa die Französin Alizé Cornet bei den Australian Open einen Hitzeschlag, der aber glimpflich ausging. Überheblichkeit ist also nicht angebracht. Ob man nun eine Pferdenatur ist oder nicht.