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Vielleicht können sich die ach-so-erregten FC-Bayern-Fans mit einem Blick nach Österreich trösten: Rapid liegt nach fünf Runden der Bundesliga elf Zähler hinter Sturm Graz nur auf dem fünften Platz, da nehmen sich die Probleme der Münchner wie Lappalien aus. Trotzdem: Nur zwei Zähler Vorsprung auf die (von österreichischen Trainern betreuten) Vereine 1. FC Köln und RB Leipzig, ein Sieg und eine Niederlage in der Champions League sind für den deutschen Rekordmeister nicht gut genug. Die Ansprüche waren hoch, zu hoch. Schon nach der ersten Runde, einem 6:0 über Werder Bremen, sprachen viele von einer Dominanz, die man unter Pep Guardiola nie entwickelt hatte. Dabei litten viele Fans wie Kommentatoren unter Vergesslichkeit und Realitätsverzerrung: Selbstverständlich hatte es unter Guardiola ähnliche Siege gegeben wie nun unter Carlo Ancelotti; zudem hat sich Bremen in den Vorjahren vom einstigen Bayern-Jäger längst zu einem Mittelklasse- bis Nachzüglerverein entwickelt. Doch die ultimative Schmach droht den sonst so fidelen Bayern bei der Wahl zum Sager des Jahres der deutschen Akademie für Fußball-Kultur, bei der keiner der Ihren unter den vier Nominierten ist, dafür aber Köln-Coach Peter Stöger. Der kämpft zwar bei der Abstimmung am Freitag gegen harte Konkurrenz wie Lukas Podolski (mit dessen Eierkraul-Sager nach Jogi Löws Fehlgriff bei der EM), ist aber mit seiner Aussage nach dem 0:1 gegen Hannover im vorigen Oktober nicht chancenlos. Da meinte er nach dem entscheidenden Hands-Tor des Gegners, er habe dem Linienrichter sogar seine Brille angeboten - "aber auch die hat er nicht gesehen". Vielleicht kommt die oftmals belächelte Stöger-Brille so ja doch noch zu ihren Ehren. Alternativ dazu könnte er damit in Serienproduktion gehen, um auch allzu voreilig enthusiasmierten Fans den Durchblick zu geben: Sei es in Wien, in München oder auch in Köln - wo manch einer jetzt schon vom Meistertitel träumt.