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Durchbruch folgt Durchbruch

Von Alexandra Grass

Wissen
© Leigh Prather - stock.adobe.com

Israelische Forscher berichten von einem wirksamen Antikörper gegen das Coronavirus.


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Die Suche nach einem Wirkstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 gestaltet sich nicht nur als Wettlauf gegen die Zeit, sondern auch als Wettkampf forschender Institutionen. Weltweit untersuchen Wissenschafterteams mögliche Substanzen, aber auch vielversprechende Antikörper gegen die Atemwegserkrankung Covid-19.

Nachdem zuletzt, wie die "Wiener Zeitung" berichtete, niederländische Forscher den ersten vollständig humanen monoklonalen Antikörper entdeckt haben, der fähig ist, das Virus in kultivierten Zellen zu neutralisieren, verkündete am Montag Israel einen "bedeutenden Durchbruch" in seinen Forschungsarbeiten. Ein weiterer, am Israel Institute for Biological Research (IIBR) entwickelter monoklonaler Antikörper könne das Virus neutralisieren, wurde vermeldet. Dafür solle ein Patent angemeldet werden. In einer Erklärung von Verteidigungsminister Naftali Bennett hieß es laut "The Times of Israel", die Entwicklung sei abgeschlossen.

Arbeit von Antikörpern

Auf der Oberfläche von Krankheitserregern wirken vielfältige Strukturen. Um gegen Eindringlinge wie Viren oder Bakterien vorzugehen, entwickelt der menschliche Körper als Abwehrreaktion aus den sogenannten B-Lymphozyten - eine seiner Abwehrzellen - zumeist ein Gemisch aus verschiedenen Antikörpern, die diese Strukturen angreifen. Dagegen sind die monoklonalen Antikörper hochspezifisch: Sie richten sich nämlich nur gegen eine einzige der vielen Oberflächenstrukturen des Erregers.

Im Labor werden Antikörper mittels Hybridomtechnik erzeugt. Dabei kommt es zu einer Zellverschmelzung zwischen Lymphozyten und teilungsfreudigen Tumorzellen. Die daraus entstehenden Hybridzellen bilden dann die Antikörper und teilen sich noch dazu besonders rasch und unbegrenzt. Beim Menschen können sie bei Infektionen, Krebs aber auch als Impfstoff eingesetzt werden. Bei Covid-19 hegt die Forschung große Hoffnung.

Rund 100 Forschungsgruppen weltweit befinden sich auf der Suche nach Impfstoffen, von denen sich fast ein Dutzend in einem frühen Stadium menschlicher Studien befinden dürfte beziehungsweise kurz vor dem Beginn einer Testung steht. Bisher gibt es jedoch noch keine Möglichkeit, vorherzusagen, welcher Impfstoff - wenn überhaupt - funktioniert.

Immer mehr Impfstoffhersteller geben an, bereits Tonnen an Dosen zu brauen. Zuletzt war ein Vakzin von Forschern der Oxford University im Rampenlicht gestanden. Die Wissenschafter des Jenner-Instituts hatten sich zuversichtlich gezeigt, dass ihr Mittel schon im September in Millionen von Dosen ausgegeben werden könnte. Schon frühere Studien konnten beweisen, dass ähnliche Impfungen - darunter eine im vergangenen Jahr gegen ein früheres Coronavirus - für den Menschen harmlos waren. Bis Ende Mai soll an mehr als 6000 Menschen getestet werden, wie die "Wiener Zeitung" berichtete.

Beschleunigte Verfahren

Jüngst hatte der Immunologe und medizinische Berater der US-Regierung, Anthony Fauci, betont, dass die Entwicklung eines Impfstoffes in 12 bis 18 Monaten einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen würde. Um Wirkung und Sicherheit so weit möglich garantieren zu können, sind viele Testungen nötig. Für gewöhnlich dauert die Produktion von Vakzinen mehr als zehn Jahre. Bei Covid-19 werden unterdessen beschleunigte Testungen genehmigt.

Das IIBR ist eine weltbekannte Forschungs- und Entwicklungsagentur mit hochwertigen Infrastrukturen. Mittlerweile arbeiten dort mehr als 50 Wissenschafter an einem Mittel gegen das Virus, betonte Bennett in der "Times". Ausländischen Medienberichten zufolge sei das Institut an der Entwicklung chemischer und biologischer Waffen sowie Gegenmittel und Abwehrmaßnahmen gegen diese beteiligt. Es gehöre zu einer geheimen Einheit, die Premierminister Benjamin Netanjahu unterstellt ist.

"In der nächsten Phase werden sich Forscher an internationale Unternehmen wenden, um den Antikörper im kommerziellen Maßstab herzustellen", so die Tageszeitung. Ob der Impfstoff bereits an Menschen getestet worden ist, wurde nicht mitgeteilt.