Zum Hauptinhalt springen

Durchlässigkeit zum Studium steigt: Berufsreifeprüfung wurde erweitert

Von Brigitte Pechar

Wissen

Der Zugang zum Studium ohne Matura wird ab September einfacher. Vergangene Woche wurde im Nationalrat die Berufsreifeprüfung ausgeweitet. Künftig sind Berufsbildungsinstitutionen, deren Abschluss als Fachprüfung bei der Berufsreifeprüfung anerkannt werden, nicht mehr per Gesetz festgeschrieben, sondern durch Verordnungen angeführt, was eine höhere Flexibilität ermöglicht. Außerdem ist seitens des Bildungsministeriums geplant, Sprachzertifikate von Erwachsenenbildungseinrichtungen als Teil-"Matura" in der jeweiligen lebenden Fremdsprache anzuerkennen. Das Studieren im zweiten Bildungsweg wird damit wesentlich erleichtert.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Neben der Matura und der Studienberechtigungsprüfung ist die Berufsreifeprüfung ein dritter Weg, zu akademischen Ehren zu kommen. Seit Einführung dieser Möglichkeit im Herbst 1997 haben mehr als 4.500 Personen die Externistenprüfung in Angriff genommen. Ernst Koller, im Bildungsministerium für Erwachsenenbildung zuständig, spricht gegenüber der "Wiener Zeitung" von einem "bildungspolitischen Volltreffer".

Voraussetzung für eine Berufsreifeprüfung ist eine Lehrabschlussprüfung, eine mindestens dreijährige mittlere Schule, oder eine Krankenpflegeschule.

Neu ist nun, dass auch andere berufliche Ausbildungen anerkannt werden, etwa eine landwirtschaftliche Facharbeiterprüfung, Meisterprüfungen oder etwa eine Steuerberaterausbildung. Während bisher die Sparten Bauhandwerkerschulen, Werkmeisterschulen oder Krankenpflegeschulen im Gesetz als Teilbereichsprüfung für den Fachbereich festgeschrieben waren, werden diese künftig im Verordnungsweg ausgewiesen. Dadurch erhöht sich die Flexibilität enorm, ist Koller überzeugt.

Für ein Berufsreifeprüfungszeugnis müssen Teilprüfungen in Deutsch, Mathematik, einer lebenden Fremdsprache und in einem Fachbereich abgelegt werden. Wobei eben die Prüfung für den Fachbereich entfällt, wenn Abschlüsse in den oben angeführten Bereichen bestehen.

Das Bildungsministerium plant nun eine weitere Verordnung, die die Berufsreifeprüfung weiter erleichtert. Sprachprüfungen wie das Cambridge Certificate und andere europäische Sprachzertifikate der ICC (International Certificate Conference) sollen künftig als Teil-"Matura" anerkannt werden. Diese Verordnung geht in den nächsten Tagen in Begutachtung und soll ebenfalls ab September gelten.

"Damit werden zum ersten Mal sprachliche Bildungsangebote in der Erwachsenenbildung mit schulischen Abschlüssen gleichgesetzt", sieht Koller darin einen "großen Erfolg für die Erwachsenenbildung".

Dass es sich bei der Berufsreifeprüfung tatsächlich um ein Angebot in erster Linie an Berufstätige handelt, belegt auch eine Studie des ÖIBF und des ibw: demnach gehen 89 Prozent der Lehrgangsteilnehmer einer Berufstätigkeit nach.

Vorbereitungskurse zur Berufsberechtigungsprüfung werden von Volkshochschulen, Wirtschafts- und Berufsförderungsinstituten angeboten.