Die Gewinne der US-Großbanken sind rückläufig, die europäischen Mitbewerber konnten leicht zulegen.
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Die zehn größten Banken Europas konnten im Vorjahr ihren Gewinn um knapp 4 Prozent auf 72 Milliarden Euro steigern und erreichten damit ein Zehn-Jahres-Hoch. Die US-Großbanken hingegen, bei denen das Geschäft mit Börsengängen, Übernahmen und Fusionen eine deutlich größere Rolle spielt, mussten laut einer Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY einen Rückgang um 24 Prozent auf 140 Milliarden Euro hinnehmen.
US-Banken profitabler
Jedoch verdienten die US-Top-Banken mit 140 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie ihre europäischen Wettbewerber und waren profitabler: So lag die Eigenkapitalrentabilität bei 11 Prozent (nach 15,3 Prozent), bei Banken in Europa bei 8,3 Prozent (nach 7,9 Prozent). Während in den USA sieben der zehn untersuchten Banken ein Konzernergebnis von mehr als 10 Milliarden Euro vorwiesen, gelang dies in Europa nur der britischen HSBC (17,9 Milliarden Euro) und der französischen BNP Paribas (10,2 Milliarden Euro). Das bestverdienende Institut unter den zwanzig analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase mit umgerechnet 35,3 Milliarden Euro Gewinn.
Gunther Reimoser, Leiter Financial Services bei EY Österreich, spricht von "erfreulichen Entwicklungen am europäischen Bankenmarkt". Das spiegle sich auch im Börsenwert wider: Seit Jahresbeginn bis Anfang März verzeichneten die europäischen Institute insgesamt einen Anstieg ihres Börsenwerts um 19 Prozent auf knapp 540 Milliarden Euro. Der Börsenwert der US-Banken legte hingegen nur um 7 Prozent auf 1,3 Billionen Euro zu. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hätten die europäischen Institute von der Zinswende profitiert und ihren Gewinn teils deutlich erhöht, sagt Reimoser. Er betont aber: "Was Gewinn und Profitabilität betrifft, ziehen die großen US-Banken noch deutlich an den europäischen Instituten vorbei, der Abstand ist im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich kleiner geworden."
Nur eine Momentaufnahme
Die schwache Gewinnentwicklung der US-Banken sei aber nur eine Momentaufnahme, so Reimoser. Sobald die Börse und der M&A-Markt wieder in Schwung kommen, werde sich die Situation wieder ändern. Dann könnte auch der Abstand zu Europas Instituten wieder steigen.(ede)