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Bankmanager beklagt unprofessionelles Krisenmanagement.
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Die Ratingagentur Moody’s hat aufgrund der Debatte um eine mögliche Insolvenz der Hypo Alpe Adria nur noch eingeschränktes Vertrauen in Staats- und Landeshaftungen der Republik. Die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank ist gerade dabei, eine neue Anleihe zu begeben. Die Haftungen des Landes belaufen sich auf 4,7 Milliarden Euro (Ende 2013), das Landesbudget beträgt 1,6 Milliarden. Die Ländle-Hypo ist das einzige heimische Institut mit A1-Rating. Die "Wiener Zeitung" sprach mit Vorstandschef Michael Grahammer am Rande einer internationalen "Road Show".
"Wiener Zeitung": Wie wirkt sich die Causa Hypo auf den Finanzplatz Österreich aus?Michael Grahammer: Der Schaden ist massiv. Die öffentliche Diskussion über eine mögliche Insolvenz ist vollkommen unnötig. Investoren halten sich derzeit merklich zurück, das spüre ich bei der momentanen Roadshow hautnah. Vereinzelt ziehen Kunden auch Gelder ab. Würden wir Kärnten in die Pleite schicken, dann ist der Finanzmarkt für die Republik wie auch für Länder und Banken für eine gewisse Zeit zu bzw. deutlich erschwert zugänglich. Die Refinanzierungskosten würden für alle erheblich steigen. Die Insolvenzdebatte fußt auf einem oberflächlichen Gutachten (das Wyman-Gutachten im Auftrag des Finanzministeriums), das in keinster Weise geeignet ist, eine so schwerwiegende Entscheidung zu treffen.
Sie argumentieren aus Sicht des Finanzmanagers einer Landesbank. Auf der anderen Seite stehen die Steuerzahler, die für die Kosten des Debakels geradestehen müssen.
Der Ärger ist berechtigt und es ist legitim, über Szenarien wie eine Insolvenz nachzudenken - aber das hätte im Stillen stattfinden müssen. Man kommt nämlich ganz ohne Gutachten sehr schnell zu dem Schluss, dass eine Insolvenz die mit Abstand teuerste Variante für den Finanzplatz wie für die Steuerzahler wäre. Auch in der Schweiz und in Deutschland gerieten Landesbanken in Schieflage, teils musste die öffentliche Hand mit erheblich höheren Beiträgen einspringen, als dies bei der Hypo Alpe Adria der Fall ist - aber aus gutem Grund wurde hier nie eine Insolvenzdebatte angezettelt.
Für Ärger sorgt auch, dass Anleihezeichner und ehemalige Eigentümer glimpflich davonkommen.
Bei den Ex-Eigentümern müsste man versuchen, auf dem Verhandlungsweg eine angemessene Beteiligung zu erreichen. Was die Anleihezeichner anbelangt, ist genau deren Vertrauen für Bund, Länder, Banken und Unternehmen eine Grundvoraussetzung bei der Finanzierung ihrer Schulden bzw. ihrer Geschäftstätigkeit. Wenn wir dieses Vertrauen verspielen, kostet dies Staat, Wirtschaft und einfache Steuerzahler Milliarden an zusätzlichen Refinanzierungskosten. Und nicht zu vergessen: Hinter diesen ominösen Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen etc. stehen wiederum meist Privatpersonen sowie Steuer- und Beitragszahler.
Was sagt diese Affäre über die Kontrolleure bei Notenbank und Finanzmarktaufsicht aus?
Hier maße ich mir kein Urteil an, im Nachhinein ist man immer klüger. Dass die Hypo Alpe Adria forsch unterwegs war, das war im Markt allerdings schon bekannt.
Die Regierung hat die Bankenabgabe erhöht und auf eine neue Berechnungsgrundlage umgestellt. Derzeit beläuft sich diese auf 625 Millionen Euro jährlich. Wie lange rechnen Sie damit, diese Abgabe zu berappen, zumal aus diesen Mitteln auch der Bankenfonds auf EU-Ebene gespeist werden muss?
Das kann ich nicht sagen. Die Gesamtbelastungen für die Banken sind mittlerweile extrem hoch, als Landesbank müssten wir unsere Kreditkonditionen um gut einen Prozentpunkt erhöhen, um alle neuen Belastungen abzufangen. Ich verstehe und akzeptiere, dass die Banken einen Beitrag für die Hypo Alpe Adria leisten müssen. Was ich nicht verstehe, ist die Erhöhung und die Umstellung auf die Bilanzsumme als Bemessungsgrundlage - das nutzt nur einer Bank und schadet vor allem den Regionalbanken.
Zur Person
MichaelGrahammer, Jahrgang 1964, studierte Handelswissenschaften und ist seit 2012 Vorstandsvorsitzender Vorarlberger Hypo.