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Dürre, Hochwasser, Kostenexplosion

Von Petra Tempfer

Politik
© Fotolia/Sunny Forest, Thaut Images, Hastra

Der Klimawandel wird Österreich im Jahr 2050 bis zu 8,8 Milliarden Euro jährlich kosten. Aktuell ist es eine Milliarde.


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Wien. Zum Global Warming (der globalen Erwärmung) gesellt sich das Global Weirding (globales Durcheinander): Die Temperatur steigt, gleichzeitig nehmen Extreme wie Dürre, Hochwasser und Sturm zu. Schuld daran ist der Klimawandel, bedingt durch Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2). Damit gehen nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Konsequenzen einher, die bereits jetzt spürbar sind. Die Kosten, die der Klimawandel Österreichs Volkswirtschaft beschert, liegen aktuell bei einer Milliarde Euro pro Jahr - 2050 werden es 8,8 Milliarden sein. Das besagt die im Auftrag des österreichischen Umweltministeriums und des Klima- und Energiefonds erstellte, weltweit erste Studie dieser Art zu den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels.

"Der Klimawandel ist trotz aller Anstrengungen unumkehrbar", sagte Umweltminister Andrä Rupprechter am Donnerstag anlässlich der Präsentation der Studie mit dem Namen "Coin" ("Cost of Inaction"). "Er ist daher ein gesellschaftliches Problem, das uns langfristig beschäftigen wird."

Erwärmung in Österreich besonders stark

Bereits jetzt ist es in Österreich um fast zwei Grad Celsius wärmer als 1880. Klimaforscher warnen, dass die Temperatur bis Ende des Jahrhunderts um weitere drei Grad steigen wird. Österreich ist besonders stark von der Erwärmung betroffen, weltweit ist die Temperatur seit 1880 um nur 0,85 Grad Celsius gestiegen. Das ist der Forscherin Helga Kromp-Kolb zufolge darauf zurückzuführen, dass unser Land zu einem großen Teil von der Alpenregion eingenommen wird. Diese reagiere extrem sensibel auf Sonne, weil die Flächen, die sich durch die Bestrahlung erwärmen können, aufgrund der Berge größer sind. Ein Teufelskreis, werden doch die Alpen durch die schrumpfenden Gletscher dunkler - und dadurch leichter aufheizbar.

Was bedeutet das jetzt konkret für Österreichs Volkswirtschaft - woraus setzen sich die Kosten zusammen? Ein wesentlicher Faktor war zuletzt vor Weihnachten Thema: der Schneemangel in den Skigebieten und damit Einbußen im Wintertourismus. Der Wintereinbruch kam Wochen zu spät. "Schon bei einem moderaten Klimawandel könnte es bis 2050 zu einem Minus im Wintertourismus von mehr als einer Million Übernachtungen jährlich kommen", so die Studie.

Schneemangel bedingt Einbußen im Wintertourismus

Durch den Schneemangel nehmen nicht nur die Einnahmen ab - sondern auch die Ausgaben zu: 20.000 Schneekanonen laufen derzeit in Österreich. Im Jahr 2007 waren es europaweit 3000, so die Angaben des Klima- und Energiefonds. Die Zahl ist regelrecht explodiert. Das kommt teuer, wenn man bedenkt, dass eine Schneekanone rund 35.000 Euro kostet - Strom und Wasser noch nicht mitgerechnet.

Gleichzeitig begünstigen milde Winter die Fortpflanzungsfähigkeit der Borkenkäfer, was wiederum der Forstwirtschaft schadet. Seit dem Jahr 2000 haben die rotbraunen Käfer, deren Larven sich durch Rinde oder Holz fressen, 20 Millionen Festmeter Holz befallen. Der Schaden beträgt schon jetzt mehr als 500 Millionen Euro.

Die durch den Klimawandel bedingten Wetterkapriolen haben aber auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Diese würde vorerst aufgrund der längeren Vegetationsperioden florieren, die Steigerung der Wertschöpfung wird in der Studie auf rund 120 Millionen Euro geschätzt. Sobald aber die Extreme wie Hochwasser und Dürre häufiger werden, summieren sich die Unwetterschäden. Im von Wetterkapriolen gebeutelten Jahr 2013 zum Beispiel betrugen die durch Schäden verursachten Kosten laut Hagelversicherung 240 Millionen Euro. Also doppelt so viel wie die geschätzte Steigerung der Wertschöpfung.

Setzt man die richtigen Maßnahmen, könne man all diese Prognosen aber zum Besseren wenden, so Rupprechter. An erster Stelle stehe die Reduktion der Treibhausgas-Emission in Verkehr und Industrie. Gleichzeitig müsse man Vorkehrungen treffen, um der Auswirkung auf Umwelt und Wirtschaft vorzubeugen. Auf die Frage, wie diese denn konkret aussehen, verwies Rupprechter allerdings auf die laufenden Gespräche mit den Ländern. Diesen wolle er nicht vorgreifen.

Für die Grünen sind die präsentierten Zahlen jedenfalls "in höchstem Maße alarmierend". "Das Klimamaßnahmenprogramm des Umweltministers ist mit 31. Dezember ausgelaufen. Neue Maßnahmen sind weder vorgestellt, noch finanziert, noch beschlossen. So haben wir zwar ein Klimaschutzgesetz, aber keine Umsetzungsmaßnahmen", so Umweltsprecher Christian Brunner.

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 erinnerte daran, dass die Kohleverstromung nicht länger steuerlich begünstigt werden sollte. Sie fordert "eine starke ökologische Komponente in der geplanten Steuerreform".

Für die Erderwärmung und damit den Klimawandel ist der Treibhauseffekt verantwortlich. Mit diesem beschreibt man die Wirkung von Treibhausgasen in der Atmosphäre auf die Temperatur auf dem Boden. Die Treibhausgase bewirken, dass die Atmosphäre zwar die von der Sonne ankommende, kurzwellige Strahlung durchlässt, nicht aber die langwellige Infrarotstrahlung, die von der warmen Erdoberfläche abgestrahlt wird. Ein Anstieg der Temperatur auf dem Boden ist die Folge. Das wichtigste Treibhausgas ist Wasserdampf (H2O), aber auch Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) spielen eine wesentliche Rolle.