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Der heimische Einzelhandel macht eine Durststrecke durch, stellte der Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, Erich Lemler, am Mittwoch anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen fest.
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Das Kaufverhalten der Konsumenten habe sich geändert, demografische Strukturen hätten sich verschoben. Dazu komme, dass das Thema Altersvorsorge bei der Bevölkerung für Verunsicherung sorgt und in der Folge mehr gespart werde, fasste Hannes Mraz, Geschäftsführer der Sparte Handel, die Problemfelder zusammen. Die Folge: Die Handelskonjunktur will nicht so richtig in Fahrt kommen. "Die Richtung stimmt, die Dynamik aber nicht", meinte Obmann Lemler. Knapp 20 Mrd. Euro konnten die heimischen Einzelhändler im ersten Halbjahr 2005 umsetzen. Damit ging sich nominell zwar ein Umsatzplus von 0,4% aus, real verringerte sich der Umsatz aber um 0,3%.
Die Preissteigerungen im Handel blieben mit durchschnittlich 0,7% deutlich unter der Inflationsrate (2,5%). Rückläufig waren die Preise für Computer, Digitalkameras und DVD-Player im Radio-, Elektro-, EDV- und Fotoeinzelhandel, berichtete Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria. Teurer wurden Tageszeitungen, aber auch Kinderbücher und Schreibgeräte im Papier- und Bucheinzelhandel.
Größtes Sorgenkind des Handels bleibt laut Voithofer die rückläufige Kundenfrequenz. Im ersten Halbjahr wurden um 1,6% weniger Kunden gezählt. Die Kundenfrequenz müsse dringend erhöht werden - das sei aber nur möglich, wenn sich die Stimmungslage der Konsumenten allgemein bessere, so Lemler. Die Zahl der Beschäftigten im Handel stieg in den ersten sechs Monaten 2005 um 1,3% auf rund 240.000 Personen.
Nach wie vor überwiegen Betriebe mit Einbußen: 46% mussten Umsatzrückgänge hinnehmen, 9% meldeten keine Änderung. 44% der Einzelhandelsgeschäfte hatten in der ersten Jahreshälfte 2005 nominelle Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahreshalbjahr zu verzeichnen. Bei mehr als 40% davon bzw. bei 19% aller Einzelhandelsstandorte betrug das Umsatzwachstum mehr als 10%.
Einbußen für "Ortskaiser"
Differenziert nach Umsatzgrößenklassen haben sich Geschäfte mit einem Jahresumsatz von 2 Mio. Euro und mehr am besten entwickelt. Merkliche Erlösrückgänge meldeten Standorte mit einem Jahresumsatz von 1 bis 2 Mio. Euro. Darunter fänden sich viele Betriebe, die einmal in mittelgroßen Städten und Gemeinden die "Ortskaiser" mit einem breit gestreuten Sortiment gewesen seien. Diese hätten besonders mit dem Strukturwandel im Handel zu kämpfen, so Lemler.
Die durchschnittliche Verkaufsfläche je Geschäft steigt weiter, während die Zahl der Geschäftslokale zurückgeht. Insgesamt beträgt die Verkaufsfläche im heimischen Handel 15,5 Mio. m². Damit entfallen auf jeden Einwohner 1,9 m² Fläche bzw. ein Umsatz von weniger als 3.000 Euro pro m². "Die Flächenproduktivität ist damit gewaltig gesunken", so Lemler.