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E-Brokerage: Für echte Trader

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

E-commerce, m-commerce, e-banking und online-broking - Geschäfte per Internet oder Handy sind offensichtlich "in". Die Vor- und Nachteile für die KundInnen sind allerdings nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Auch beim Wertpapierhandel über das Internet (online-broking) hängt der tatsächliche Nutzen nicht nur von der Qualität des Angebots ab, sondern auch von der Zielsetzung des jeweiligen Users.


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Die tatsächliche Zahl der Nutzer ist zwar nicht so rasant gestiegen, wie es vor ein paar Jahren zu Zeiten des Internet-Booms prognostiziert wurde, aber Experten sind dennoch davon überzeugt, dass noch ein großes Kundenpotenzial vorhanden ist.

Wertpapiergeschäfte über Internet nehmen zu

Herbert Juranek, Vorstandsvorsitzender der ecetra Internet Services AG (eine Tochter der Erste Bank) schätzt, dass im Jahr 2005 etwa 20% des Wertpapiergeschäftes per Internet abgewickelt werden. Heute seien es erst maximal 10%. Für die eigene Brokage-Plattform strebt ecetra bis Ende des Jahres eine Verdoppelung der Kundenzahl auf 16.000 an.

Die erst seit Oktober 2001 am Markt befindliche raiffeisen-trade.com hat derzeit 3.000 Kunden. Dabei handelt es sich mit durchschnittlich 16 Trades pro Jahr um sehr aktive KundInnen. Dieses Potenzial der sehr aktiven und gut informierten TraderInnen sei jetzt vermutlich erschöpft, so CEO Regina Reitter im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Nun gelte es den potenziellen KundInnen in Kombination mit dem Online-Broking auch verstärkt die persönliche Beratung in der Bank anzubieten. Österreichischer Marktführer bei den Online-Brokern ist laut eigenen Angaben die direktanlage.at - ein Unternehmen der HypoVereinsbank Gruppe - mit rund 26.000 KundInnen. Paul Reitinger, Produktmanager des Unternehmens schätzt das Kundenpotenzial in Österreich insgesamt auf 150.000 bis 200.000. Davon würde zur Zeit erst ein Bruchteil online handeln, so Reitinger. Auch direktanlage.at setzt auf "offline meets online": Mittlerweile wurden an vier Standorten Anlage-Center zur Beratung der KundInnen eröffnet.

Ganz ohne Beratung geht es oft doch nicht

Nur: Für wen macht es wirklich Sinn, sein Geld per Mausklick zu veranlagen anstatt im persönlichen Kontakt mit der Bank? "Ich will nicht sagen, dass es unerfahrene Anleger gar nicht machen sollten, aber sie sollten sich vorher genau mit der Materie auseinandersetzen", empfiehlt Max Reuter vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Außerdem käme es natürlich darauf an, was man machen will. "Für jemanden der nur zwei bis drei Transaktionen pro Jahr tätigt, zahlt es sich eher nicht aus", so Reuter. "Online-Broking ist nicht unbedingt für die breite Kundenschicht geeignet", betont auch Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA).

Ein Problem sei, dass sich einige Internet-User durch die rasche Zugangsmöglichkeit zu sehr zu Impulskäufen hinreißen ließen. Auch beim Online-Broking sei Beratung notwendig. Laut den Beschwerden, die bei IVA bisher eingelangt sind, gibt es fallweise auch Schwierigkeiten, weil Order nicht rechtzeitig oder nicht richtig durchgeführt wurden. Das Argument der teils günstigen Gebühren bei Online-Brokern stellt Rasinger in Frage: Erstens hänge eine gute Veranlagung nicht von den Transaktionsspesen ab, und zweitens seien bei den Banken durchaus auch bessere Konditionen aushandelbar.