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Nur 10 Prozent der Kleinfirmen nützen E-Business-Software. | KMU fürchten Kosten für Berater. | Wien. "In Schärding und Umgebung gibt es nicht viele potenzielle Kunden für Maßhemden. Deswegen wollte ich meinen Kundenkreis erweitern", sagt Hemdenmacherin Gudrun Valentin. Seit 2002 vertreibt ihre Firma mit zehn Näherinnen die Hemden neben dem stationären Handel auch über einen Webshop. Die Kunden geben den gewünschten Stoff, Schnitt, ihre Maße und Sonderwünsche im Internet ein und erhalten ihr Hemd binnen zwei Wochen per Post.
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Ungenutztes Potenzial
Wie Valentin konzentrieren sich viele österreichische Kleinunternehmen auf Nischen und individualisieren ihre Produkte - und setzen dabei auf E-Commerce (siehe Kasten). "Viele Kleinunternehmen bieten ihre Produkte oder Dienstleistungen nur mehr über das Internet an", sagte Peter Voithofer, Geschäftsführer der KMU Forschung Austria bei einer Diskussionsveranstaltung der "APA E-Business Community".
Vor einer komplett elektronischen Geschäftsabwicklung schrecken heimische KMU jedoch noch zurück. "E-Business ist mehr als nur ein Webshop", sagte Harald Lakatha vom Software-Hersteller IT Solution. Zwar kommen Großbetriebe ohne neue Technologien und das Internet nicht mehr aus, für Kleinbetriebe ist E-Business aber meist Neuland.
Über die Einsatzmöglichkeiten von E-Business ist ein Großteil der Unternehmer laut Lakatha zu wenig informiert. Viele Kleinunternehmen sehen laut Voithofer auch keine Relevanz des elektronischen Geschäfts für ihre Branche. "Manche Firmen brauchen und wollen E-Business nicht. Aber es gibt in vielen Branchen Potenzial, um effizienter mit elektronischen Geschäftsprozessen zu arbeiten", versicherte Marion Tschirk vom Beratungsunternehmen Seeyou bei der Diskussionsveranstaltung.
Ein Hotel könnte auf seiner Unternehmenswebsite auch Online-Buchungen im Internet anbieten, die über ein elektronisches Reservierungssystem abgewickelt werden, so Voithofer. Handwerker könnten bei Ersatzteilen sparen, wenn sie auf Online-Beschaffungsplattformen einkaufen würden.
Vor allem bei der Rechnungslegung sehen die Experten Einsparungspotenzial durch E-Business: "Ein Ein-Mann-Unternehmen kann mit elektronischer Rechnungslegung, bei der die Rechnung in ein System eingetippt, statt im PDF-Format oder auf Papier verschickt wird, 1000 bis 2000 Euro pro Jahr sparen", sagte Lakatha. "Reine Zeit- und Ressourcenverschwendung" ist es aber laut Tschirk, wenn Firmen Software einsetzen, ohne sich vorher zu überlegen, wozu sie diese brauchen, und wie sie diese verwenden.
Vielen fehlt IT-Wissen
Laut Voithofer überfordert das unübersichtliche Angebot an Branchensoftware viele Kleinunternehmer. Allein für Ärzte gebe es 50 verschiedene Programme. "Nur zehn Prozent der österreichischen Kleinunternehmen nutzen im Moment E-Business-Software", sagte Gerhard Laga von der Wirtschaftskammer Österreich. Außerdem scheuen viele Unternehmer die Kosten für E-Business-Software und Berater. Software sei aber bereits günstig erhältlich, sagt Tschirk: "Ein Programm für Finanzbuchhaltung bekommt man bereits ab 7,50 Euro pro Monat."
"Vielen Kleinunternehmern fehlt das nötige IT-Wissen, weil sie nicht mit Computern und Internet aufgewachsen sind", sagte Voithofer. Für die Auswahl der Software brauchen Betriebe daher einen geeigneten und leistbaren Berater. Solch einen Berater zu finden sei aber eine Herausforderung, so die Experten.
Wissen: E-Business
E-Business bedeutet, dass ein Unternehmen automatisierbare Geschäftsprozesse elektronisch über das Internet abgewickelt - zum Beispiel mit elektronischer Rechnungslegung statt Papierrechnungen. Ziel ist, Kosten und Zeit zu sparen. E-Commerce ist ein Teil von E-Business und bezeichnet den Handel von Waren und Dienstleistungen über elektronische Medien, zum Beispiel einen Online-Shop.