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E-Learning: Jedem seine eigene Web-Didaktik

Von Heiner Boberski

Wissen

E-Learning - Lernen am Computer - wird immer mehr zum Alltag. Für diese Thematik holte die Universität Wien den deutschen Experten Christian Swertz als Vertragsprofessor nach Österreich.


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Über 50 Prozent der österreichischen Schülerinnen und Schüler haben bei der Pisa-Studie 2003 angegeben, mehrmals pro Woche in der Schule am Computer zu arbeiten, doppelt so viele wie in Deutschland. Auch an den Universitäten wird E-Learning in vielen Bereichen bereits eingesetzt. Lernprozesse mit Bildschirm, Tastatur und Maus gehören zur Normalität. Werden aber die vielen dabei bestehenden Möglichkeiten bereits ausreichend genutzt?

Christian Swertz, Jahrgang 1967, zuletzt Assistent an der Universität Bielefeld, will sich nun im Rahmen eines Sieben-Jahre-Vertrages an der Universität Wien um die Entwicklung dieses Gebietes bemühen. Seine im September 2004 an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft geschaffene Professur für Medienpädagogik mit dem Schwerpunkt Neue Medien in der (universitären) Lehre ist einzigartig in Europa. In seiner Antrittsvorlesung am Montag, 13. Juni, präsentierte Swertz praktische Anwendungen des E-Learning und zukunftsweisende medienpädagogische Konzepte für Universitäten, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen.

Swertz hebt hervor, dass für die Einführung von Computertechnologien in die pädagogische Arbeit meist politische und wirtschaftliche Interessen, aber kaum pädagogische Gründe ins Treffen geführt wurden. Für ihn ist der Computer ein Gerät, das Sprachspiele forciert, und Sprachspiele seien typisch für wissenschaftliches Denken. Er bekennt pointiert, dass die Studien zur Effizienz von E-Learning noch nicht eindeutige Aussagen machen: "Die schlechte Nachricht - es bietet keine Vorteile, die gute Nachricht - es gibt auch keine Nachteile." Würde man aber nur herkömmlich unterrichten, käme man unweigerlich in Konflikt mit dem durch Computer und Fernsehen geprägten Medienzeitalter.

Faktum sei, so Swertz, dass in Schülerarbeiten immer mehr auf Internet- statt auf Buchquellen verwiesen werde. Was Kinder, aber auch Erwachsene überfordere, sei die Uferlosigkeit des weltweiten Netzes. Angesichts des Problems, mit der Vielfalt umzugehen und sie auch zu beurteilen, sei Orientierungshilfe gefragt. Hier sei es Aufgabe der Lehrenden, bei der Auswahl zu helfen, die Inhalte überschaubarer zu machen.

Die Neuen Medien erfordern einen neuen Umgang mit Wissen. Wissenseinheiten sollten nur so groß sein, dass man sie auf einer Bildschirmseite noch überschauen kann. Die Aufgabe bestehe darin, die Inhalte auf viele kleine Einheiten zu verteilen und durch ein gutes Navigationssystem zu vernetzen.

Swertz untersucht Lernabläufe und entwickelt neue didaktische Designs. "Diese Methode führte mich zur Entwicklung eines Konzeptes namens Web-Didaktik', das darauf abzielt, Lernenden die Möglichkeit zu geben, bei E-Learning aus unterschiedlichen didaktischen Modellen jenes zu wählen, das ihren Bedürfnissen entspricht." Ab dem Wintersemester 2005/06 wird ein E-Learning-Portfolio Lehramtsstudenten helfen, sich auf den Einsatz der Neuen Medien in der Schule vorzubereiten.