schaubarer Paragraphen- | dschungel, wo man als Künstler bereits eine Halbtagskraft benötigen würde, um den Schriftverkehr bei Förderansuchen korrekt abwickeln zu können. Überdies seien die Kulturagenden rettungslos | zersplittert, gäbe es doch nicht einmal eine eigene Generaldirektion für Kultur in der EU: "Derzeit gibt es eigene Ressorts für den Film, das kulturelle Erbe und den Wettbewerb, weshalb eine | Vereinheitlichung und, damit verbunden, eine Vereinfachung dringend nötig ist." Gegenwärtig verzettle sich die EU, führe einerseits einen realitätsfernen Feldzug gegen die Buchpreisbindung, nicht | erkennend, daß das Buch weit mehr als bloß Ware ist, während andererseits eine europaweit einheitliche und dringend erforderliche Regelung einer Künstler-Sozialversicherung nach wie vor ausstehe. | EU muß über den Tag hinausdenken | Außerdem müsse die EU lernen, über den Tag hinauszudenken. "Man muß die Finanzkräftigen davon überzeugen, daß eigene europäische Strukturen etwa hinsichtlich der Filmbranche, auch ökonomisch Sinn | machten. Europa darf nicht länger den USA hinterherhinken, eine Stärkung des europäischen Films, wie etwa von den Franzosen angeregt, hätte auch für diverse Nebengewerbe, etwa die Synchronisation | oder die Untertitelung, positive Effekte", redet Echerer einem innereuropäischen Dialog das Wort. Wie Filmfestivals adäquat gefördert gehörten, so sollten auch andere, zweckdienliche | Strukturen für Kultursponsoring geschaffen werden. Ihre Aufgabe im EP sieht sie darin, darauf hinzuweisen, daß es in der Kunst nicht nur ums Geld geht, sondern um nicht zuletzt auch um das | Kennenlernen anderer Kulturen im Rahmen einer gemeinsamen europäischen Identität. In diesem Zusammenhang weist Echerer auf ihren Freund Lojze Wieser hin, der als Verleger seit vielen Jahren | Basisarbeit zur Entdeckung Europas leiste, ein Unterfangen, das ebenso richtungweisend wie unterstützenswert sei. | Die Kultur könne sich auch als Eisbrecher im Rahmen der Ostintegration erw
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Geboren wurde Mercedes Echerer am 16. Mai 1963 in Linz als Tochter eines österreichischen Vaters und einer ungarischen Mutter. Sie wurde demgemäß konsequent zweisprachig erzogen und lernte in der
Folge Englisch, Französisch und Spanisch, was sie gleichsam als echte Europäerin ausweist · und ihr ermöglichen wird, das Gros der EU-Verhandlungsmaterialien jeweils im Original zu studieren. In
frühester Jugend war ihr großer Traum, klassische Tänzerin zu werden, doch standen dem ihre Knochenstruktur und ihr Körperbau entgegen. So wollte sie sich quasi mit Musicals bescheiden und besuchte
die Klasse der Tanzlehrerin Anna Vaughan, deren Mann am Landestheater Linz tätig war.
So hatte Echerer, ehe sie es sich versah, den Fuß auf den Brettern, die bekanntlich die Welt bedeuten. Immer wieder einmal sprang sie ein und machte so auch mit dem Sprechtheater Bekanntschaft. Wenig
später konnte man "die Echerer" in Salzburg in "Anatevka" sehen, was ihr aber nicht nur positive Resonanz einbrachte. Die Gewerkschaft nämlich wurde auf den Umstand aufmerksam, daß sie keine geprüfte
Ausbildung besaß, weshalb ihr Auftritt in einem Stück vom jeweiligen Theater immer extra begründet werden mußte. Erst Mitte der 80er Jahre, bereits Ensemblemitglied des Volkstheaters, konnte sie die
Prüfung nachholen und war ergo dieses Problems enthoben.
Ihr nächster Karriereschritt war das Musical "Cats" am Theater an der Wien, doch nach knapp eineinhalb Jahren stieg sie dort aus, "weil ich merkte, daß ich beim Hundefutterkaufen schon miaute". Sie
fuhr nach Deutschland zum Vorsprechen, und, Ironie der Geschichte, dort erfuhr sie, daß jemand wie sie von Paul Blaha am Wiener Volkstheater gesucht wurde. Also zurück nach Wien, wo sie anstandslos
genommen wurde und in Nestroys "Der alte Mann mit der jungen Frau" ihren ersten großen Erfolg feierte: "Es war wie ein Traum. Ich spielte an der Seite ganz großer Schauspieler und bekam standing
ovations · und eine umfangreiche FAZ-Kritik." Erste Filmangebote stellten sich ein, doch Echerer blieb dem Theater treu. 1990 wechselte sie an die Josefstadt, ein Jahr später wurde sie als
Moderatorin der ORF-Kunststücke auch dem TV-Publikum weithin bekannt.
Gegen Kernkraft
Was aber treibt eine erfolgreiche Künstlerin in die Politik? "Ich habe mich immer wieder für verschiedene Anliegen, etwa für SOS-Mitmensch, für die Opfer von Vergewaltigung und Kindesmißbrauch und
gegen Atomkraft, engagiert, und da konnte es nicht ausbleiben, daß ich auch mit vielen Grünpolitikern in Kontakt kam. Wir hatten von Anfang an viele gemeinsame Interessen, vor allem erschienen mir
die Grünen als die einzige Partei, die wirklich konsequent gegen die Atomkraft auftreten, weshalb ich das Angebot, für die Grünen zu kandidieren, auch gerne annahm." Das Engagement gegen die
Kernkraft ist denn auch eines der zentralen Themen, dessen Echerer sich annehmen will. Weiters geht es ihr um eine faire Osterweiterung der EU und, naheliegenderweise, um die Kunst.
Vereinfachte Struktur für Kunst und Kultur
In Sachen Kunst und Kultur bedürfe es, so Echerer, dringend einer vereinfachten Struktur. Derzeit herrsche auf dem Gebiet ein undurch