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Bisher hat noch nie ein Film einen Oscar gewonnen, in dem es eine Parallelwelt gibt, in der Menschen statt Fingern Frankfurter Würstel haben und in dem nicht nur einmal Dildos für Martial-Arts-Zwecke verwendet werden. Insofern hat "Everything Everywhere All at Once" schon einen Rekord gebrochen, und das mit nicht nur einem Oscar, sondern sieben. Unter anderem für den besten Film.
Der Triumph dieses Filmes ist natürlich ein Gewinn für die Diversität dieser Auszeichnungsveranstaltung, die in den vergangenen Jahren für ihre mitunter sehr einseitige Preispolitik kritisiert wurde. Mit Michelle Yeoh hat soeben erstmals eine Frau asiatischer Herkunft den Academy Award für die beste Hauptdarstellerin gewonnen, Asiaten beziehungsweise asiatische Geschichten sind in Hollywood meistens eher unsichtbar. Auch dass mit Jamie Lee Curtis eine Frau jenseits der 60 ausgezeichnet wurde, ist eine erfreuliche Gegenbewegung zur Oscar-Norm.
Aber der Grund, warum wirklich Hoffnung macht, dass "Everything Everywhere All at Once" als bester Film ausgezeichnet wurde, ist, dass hier tatsächliche Einfallskraft und Imaginationsgabe regieren, wenn auch in einer völlig abgedrehten Erzählung, die dann als Familienmetapher aber erstaunlich viel Sinn ergibt. In einem Hollywood, in dem Fortsetzungen und Comicverfilmungen im Überfluss produziert werden und kaum noch echte Ideen belohnt werden, ist so ein Juwel jedenfalls zu preisen.