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Echte Liebe unter Gegnern?

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Die AS-Monaco-Fans skandierten "Dortmund! Dortmund!" noch im Stadion, im Internet wurde binnen Kürze der Hashtag #BedForAwayFans viral, Menschen aus Dortmund und dem Umkreis öffneten spontan über Nacht ihre Türen für angereiste Gästefans, baten Schlafstellen, Speisen und Getränke an, sogar die diensthabenden Polizisten wurden versorgt. Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch, als das Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco wegen Detonationen, die den BVB-Mannschaftsbus beschädigten und zwei Verletzte forderten, verschoben werden musste, war eine, in der die Fans sich von ihrer besten Seite zeigten.

Die andere freilich ist auch bekannt: Beinahe wöchentlich wird der Fußball als Bühne von Radaubrüdern missbraucht; Diskriminierung gegnerischer Spieler und Anhänger in den Stadien ist an der Tagesordnung, Gewalt keine Seltenheit. Erst vor kurzem war es auch in Dortmund, wo man nun (völlig zu Recht) stolz auf die Reaktion der Fans ist, zu massiven Ausschreitungen gekommen, bei denen Leipzig-
Anhänger, darunter Kinder, mit Flaschen und Steinen beworfen und verletzt worden waren.

Dass es "echte Liebe", wie es im Markenclaim der Borussia heißt, auch unter gegnerischen Fans geben kann, mag sein, es wird aber wohl die Ausnahme bleiben.

Umso bedeutender war die Welle der Solidarität am Dienstag, der sich die gesamte Fußball-Welt anschloss. Ja, auch so geht Sport - es war ein ermutigendes Signal. Es sollte nur nicht so rasch wieder in Vergessenheit geraten, wie dies schon allzu oft der Fall war.