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"Echte Meinungsfreiheit gibt es in der Türkei noch immer nicht"

Von Martyna Czarnowska

Politik

Die Menschenrechtsaktivistin Eren Keskin prangert Einfluss des Militärs auf Politik an. | Istanbul/Wien. Seit dreizehn Jahren geht es schon so. Bedrohungen, Beschimpfungen, Gerichtsverfahren. Doch Eren Keskin will sich nicht einschüchtern lassen. Die türkisch-kurdische Anwältin und Menschenrechtsaktivistin berät Frauen, die in Haft sexuell gefoltert und vergewaltigt wurden. Sie prangert den Einfluss des Militärs auf die Politik an. Sie setzt sich für die Rechte von Kurden ein. Und all das bringt ihr in der Türkei ein Gerichtsverfahren nach dem anderen ein. Derzeit laufen 21 gegen sie.


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"Es hat den Anschein, als würde in der Türkei die Regierung regieren", sagt Keskin im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Doch der eigentliche Machthaber ist die Armee; der Staat ist in seiner Exekutive, Legislative und Rechtsprechung von ihr abhängig." Die Gesinnung in ihrem Land sei noch immer eine stark militaristische und patriarchale.

"Der Staat hat lange Zeit Ängste in der Bevölkerung geschürt - vor den Armeniern, den Kurden, dem militanten Islam", erklärt die Aktivistin, die in Wien bei einem Benefizkonzert der Gesellschaft für bedrohte Völker auftreten wird. Mittlerweile wird in der Türkei über diese Themen gesprochen. So hat etwa die Regierung von Premier Recep Tayyip Erdogan eine Debatte mit der Ankündigung ausgelöst, den Millionen Kurden im Land nach Jahrzehnten mehr kulturelle Rechte sichern zu wollen. "Doch die Diskussionen bedeuten nicht, dass es echte Meinungsfreiheit gibt."

Um das Kurdenproblem - für Keskin eine politische, soziale und territoriale Frage - lösen zu können, müsste ebenfalls die PKK einbezogen werden, findet die Anwältin. Die auch von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Arbeiterpartei Kurdistans habe nämlich noch immer großen Einfluss unter zahlreichen Kurden. Die Kämpfe zwischen der türkischen Armee und der PKK haben zigtausende Menschen das Leben gekostet.

Ob es vielen Kurden darum gehe, ein eigenes Land, ein Kurdistan zu erhalten? Als Menschenrechtsaktivistin respektiere sie auch die Forderung nach Eigenstaatlichkeit, antwortet Keskin. "Doch vor allem wollen Kurden ihre Freiheit haben."

Am 15. Jänner tritt Eren Keskin gemeinsam mit Sakina, Meral Kilic, Sengül Cinkilic bei einem Benefizkonzert im Akzent-Theater in der Theresianumgasse 18 auf. "Ein Song für Menschenrechte" beginnt um 19.30 Uhr.