Ölpreis seit Jänner um 22 Prozent höher. | Gold und Silber auf Rekordniveau. | Wien. Libyen ist bisher der Höhepunkt der Revolutionswelle in Nordafrika und anderen Teilen der arabischen Welt. Ausgebrochen sind die Unruhen zunächst in Tunesien kurz nach dem Jahreswechsel. Rund um den Erdball sind seither bange Blicke auf die Region gerichtet. | Brent-Öl im Sommer bei 140 Dollar
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Konjunktursorgen nach der eben erst ausgestandenen Wirtschaftskrise rücken wieder in den Fokus. Doch bisher ist - abgesehen vom stark anziehenden Ölpreis - überraschenderweise nichts Dramatisches an den Märkten passiert.
An den Aktienbörsen hat sich die Stimmung der Investoren zuletzt zwar eingetrübt, größere Kursschwankungen gab es jedoch nicht. Unterm Strich notieren viele Aktien-Indizes seit dem Ausbruch der Konflikte sogar im grünen Bereich.
Der New Yorker Dow Jones etwa, das am stärksten beachtete Markt-Barometer in der Welt der Börsen, ist fast sechs Prozent im Plus. Ebenfalls im positiven Terrain ist der Eurostoxx: Der Aktien-Index für die 50 führenden Konzerne in der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion hat nach etwas mehr als zwei Monaten gut sechs Prozent auf der Habenseite.
Nicht viel anders sieht es an den asiatischen Börsen - zum Beispiel in Tokio oder Hongkong- aus, auch wenn die Kurse in den vergangenen Wochen so wie an den großen westlichen Handelsplätzen alles in allem leicht nach unten tendierten.
ATX im Rückwärtsgang
Rot gefärbt ist hingegen die Bilanz des ATX: Der Leitindex der Wiener Börse hat seit Jahresbeginn fast drei Prozent verloren. Seit zwei Wochen - mit der Eskalation der Unruhen in Libyen - steht der ATX etwas stärker unter Druck. Grund dafür ist vor allem das mit dem nordafrikanischen Land geschäftlich eng verflochtene Index-Schwergewicht OMV, dessen Börsenkurs ziemlich unter die Räder kam, was in der Folge auch andere Titel straucheln ließ.
Dass sich die Nervosität an den Weltbörsen bis dato weitgehend in Grenzen gehalten hat, begründen Analysten vor allem damit, dass vorerst keine Engpässe in der Versorgung mit Öl zu befürchten sind (auch wenn Libyen als wichtiges Förderland gilt). Schlimm wäre es nur dann, wenn die Proteste auf Saudi-Arabien übergreifen und die dortige Ölproduktion lahmlegen würden. In diesem Fall könnte der Ölpreis in ungeahnte Höhen schießen, da die Saudis zu den größten Produzenten der Welt zählen.
Inflationsrisiken steigen
Ein Ölpreis von mehr als 120 Dollar - und das über längere Zeit - würde den aktuellen Aufschwung der Konjunktur ernsthaft gefährden, sind sich Fachleute einig. Am Freitag kostete ein Fass Öl der Sorte Brent jedenfalls 115,95 Dollar. Seit Beginn der Revolten hat der Preis bereits um 22 Prozent zugelegt. Dies ist auch der Grund, warum Europas Notenbanker nun Gewehr bei Fuß stehen. Angesichts der durch den Ölpreis klar nach oben gerichteten Inflationsrisiken könnte schon bald eine Zinserhöhung folgen.
Die anhaltende Unsicherheit lässt viele Anleger derzeit bei Edelmetallen zugreifen. Die Preise für Gold und Silber markierten zuletzt neue Rekordhochs. Silber verteuerte sich seit Jahresbeginn um rund 12 Prozent. Bei Gold war es nur knapp ein Prozent, weil es im Jänner einen Durchhänger gegeben hatte.