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Edel-Tourismus in der Opernwelt

Von Christoph Irrgeher

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Der Showmaster Holender ist tot - es lebe der Operntourist Holender! Nachdem ATV die Talkshow des Ex-Staatsopernchefs nach vier Sendungen gekippt hat, lebt der 75-Jährige nun bei Servus TV auf: "kulTOUR mit Holender" verspricht neue Einblicke in die weite Opernwelt. Prestigeträchtig die erste Station am Dienstag: In rund 30 Minuten Sendezeit präsentierte der Edelmoderator ein Edel-Event - die Saisoneröffnung an der Mailänder Scala.


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Wie gesagt: Präsentierte. Und darin steckt das Problem. Denn Ioan Holender neigte bisher in der Öffentlichkeit - die daraus einen nicht unbeträchtlichen Lustgewinn zog - eher dazu, Dinge zu demontieren, massakrieren oder ramponieren, mindestens aber zu kritisieren. Und davon zeugen in der neuen Sendung allenfalls Residuen. Stimmt schon: Holender gewinnt als Gesprächspartner Opernmächte wie Sängerin Waltraud Meier, Stardirigent Daniel Barenboim, Neo-Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Um die Sendung leicht und locker zu halten, wird aber weitestgehend auf Substanz verzichtet - wenn das Gespräch nicht überhaupt ins Gegenstandslose driftet. Ex-Staatsopernchef trifft Nachfolger: Da hätte man sich mehr erhofft als die Frage, warum die Saison-Eröffnung an der Scala ein "herausragendes Ereignis" ist.

Aber vielleicht darf Holender, in kulturtouristischem Dienste, ja nicht weiter. Von den Protesten vor der Scala erfährt man nur sekundenkurz: Hier wurde gegen Einsparungen demonstriert. Und gleich glotzt die Kamera in ein pralles Premieren-Dekolleté.

Apropos Schauwerte. Gut gefilmt ist das ja. Flotte Schnitte, Hochglanz-Panoramen: Da kriegen Wohnzimmermenschen schon Fernweh. Stärker schmerzt jedoch die Seichtheit.