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Ederer plant, die Europa-Agenden von Wien aus zu lenken. | Siemens-Manager wird neuer Chef bei Thyssen-Krupp. | Wien. Der Technologiekonzern Siemens mit Hauptsitz in München wird ein wenig mehr "österreichisch". Die bisherige Generaldirektorin von Siemens-Österreich und CEE übernimmt ab 1. Juli im Vorstand des 400.000-Mitarbeiter-Unternehmens die Verantwortung für die Ressorts Personal und Europageschäft. Damit steigt die 54-jährige ehemalige Wiener-Gemeinde- und SPÖ-Europapolitikerin, die seit 2001 dem Siemens-Österreich-Vorstand angehört und ihn seit 2005 leitet, in die globale Liga der Firmenlenkerinnen auf.
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Der Siemens-Vorstand in Wien wurde erst Dienstag Früh von der unerwarteten Personalrochade informiert. Abgesegnet werden soll der Wechsel bei der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 9. Juni.
Absage an Afrika
Ob Ederer vollständig ins Palais der Konzernzentrale am Münchner Wittelsbachplatz wechselt, ist derzeit noch ungewiss. Laut Siemens-Kreisen möchte Ederer die Europa-Agenden künftig von der neuen Siemens-City in Wien-Floridsdorf aus lenken und für Personalagenden zwischen München und Wien pendeln. Für den Standort Österreich bedeute dies eine "extreme Aufwertung", heißt es. Zudem wäre es im Technologie-Konzern eine Seltenheit, dass ein Vorstand nicht rein von Deutschland aus agiere.
Ein weiteres Novum: Anders als ihr Vorgänger hat Ederer Kreisen zufolge unter anderem die Leitung der Regionen Afrika und Mittlerer Osten abgelehnt. Siemens-Vertraute sehen auch darin ein Beleg dafür, dass sich die studierte Volkswirtin auf die Lenkung des Europageschäfts hauptsächlich von Wien aus konzentrieren möchte. Ederer selbst wolle sich zu ihrem neuen Job den Medien gegenüber erst nach Amtsantritt äußern, erklärte Österreich-Sprecher Harald Stockbauer.
Die gebürtige Wienerin löst Siegfried Russwurm ab, der in die Industriesparte wechselt und dort Heinrich Hiesinger nachfolgt. Hiesinger (49) soll - überraschend - neuer Chef des tief in die roten Zahlen gerutschten deutschen Stahlriesen Thyssen-Krupp werden.
CEE souverän erweitert
Mit der Ex-Politikerin Ederer zieht erst die dritte Frau in die Vorstandsebene eines Dax-Konzerns. Neben Siemens mit seinen nun zwei obersten Managerinnen - für den Einkauf ist Barbara Kux zuständig - hat es bisher nur der Software-Riese SAP geschafft, eine Frau in den Vorstand zu holen.
Pluspunkte bei Siemens-Konzernchef Peter Löscher -einem gebürtigen Villacher - sammelte Ederer in den vergangenen Jahren vor allem durch die souveräne Betreuung des CEE-Geschäfts. Ederers Verantwortung weitete sich von sechs auf insgesamt 19 Länder aus, darunter auch die Türkei und Israel. Anerkennung zollen ihr Experten auch dafür, dass sie die Innovations- und Kompetenzzentren unter anderem für Maut, Biometrie, Metros und Reisezugwagen nach Österreich geholt hat.
Siemens ist nach dem Konzernumbau weltweit in drei Sparten aktiv: Gesundheit, Energie und Industrie. Für das laufende Geschäftsjahr 2009/10 (per Ende September) wird ein operativer Gewinn von 7,5 Milliarden Euro angepeilt - eine Milliarde mehr als bisher in Aussicht gestellt und mehr als im Rekordjahr 2008.