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Edi Finger Junior und seine Haberer

Von Christoph Rella

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Wenn man einen gemeinsamen Nenner unter den zahlreichen Wortspenden und Kommentaren zum überraschenden Tod von Edi Finger Junior vom Freitag finden möchte, so jenen, dass er "noch an Schmäh g’hobt hot", wie etwa Toni Polster bemerkte. Glaubt man dieser Darstellung, so gilt wohl im Umkehrschluss, dass die moderierende (und nicht mehr so schreiende) Zunft im Sport von heute nur noch aus faden Zipfen besteht? Zugegeben, eine Show abzuliefern, wie das Edi Finger und Adi Niederkorn einst als "Edi und Adi" hingelegt haben, fällt nicht leicht, ist aber vermutlich auch eine Temperamentfrage, die einem halt in die Wiege gelegt ist oder eben nicht.

Das bedeutet aber nicht, dass es Edi Finger leichter gehabt hätte. Er mag vielleicht den "Schmäh" seines Vaters, der mit seinem emotionalen Auszucker beim Cordoba-Spiel bei der WM 1978 zur Legende wurde ("Tor! Tor! Tor! I wer narrisch!"), geerbt haben, dafür stand er von Anfang an im Schatten des Seniors. "Ich habe daran gearbeitet, dass ich ganz anders bin", sagte Finger einmal. "Sonst bist nur a Kopie und kein Original." Diesem Grundsatz versuchte er in seiner Karriere als Sportreporter bei Ö3, ORF und zuletzt bei Oe24 treu zu bleiben, wobei ihm der Zeitgeist gewiss entgegenkam. "Früher war vieles viel fröhlicher, wir waren eine Habererpartie", sagte der spätere Filmball-Gründer und Dancing Star von 2006 (8. Platz).

Wenn Edi Finger eine Schwäche hatte, dann für gutes Essen, wobei er als Hobbykoch vor allem für die amerikanische Steakkultur sowie die thailändische und die südchinesische Küche ("Da gibt’s nämlich riesige Unterschiede") schwärmte. Was er nicht mochte, war übrigens Affenhirn, wie er in einer Kochsendung bekannte: "Obwohl ich Hirn mit Ei gern hab." Vielleicht war ja genau das das Geheimnis von Edi Fingers Erfolg: Schmäh mit Hirn.