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Edles Holz muss nicht aus den Tropen kommen

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
© LeMarin

Es gibt Alternativen: Das niederösterreichische Unternehmen Oekotree kultiviert in Kroatien schnell wachsende Paulownia-Bäume.


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Wien. Tropenholz ist ein beliebter und billiger Rohstoff. Durch das Schlägern der Bäume werden aber Jahr für Jahr riesige Flächen an Regenwald vernichtet. Mit dem Projekt Treesource will das niederösterreichische Unternehmen Oekotree Holzverarbeitern eine nachhaltige, europäische Alternative anbieten.

Der Bauunternehmer Leopold Sandler aus dem niederösterreichischen Kilb (Bezirk Melk) begann vor einigen Jahren, im Binnenland von Kroatien brachliegende Agrarflächen als private Geldanlage zu kaufen. Durch Zufall stieß er auf die Paulownia, auch Blauglockenbaum genannt, dessen Holz aufgrund seiner Leichtigkeit, seiner Robustheit und seines hohen Flammpunktes ein gefragter Werkstoff im Haus-, Ski-, Boots-, Surfbrett,- Möbel- und Instrumentenbau ist. Das Holz wird derzeit aber fast nur in China produziert.

Nach dem Besuch einer Paulownia-Plantage in Deutschland reifte in Sandler der Gedanke, diese Bäume auch selbst anzupflanzen. In Veliki Gradac in der Nähe von Zagreb stehen nun bereits 60.000 "Paulownien" von Oekotree, die in einigen Jahren das gefragte Holz liefern sollen. "Wir beginnen jetzt mit Gesprächen mit Verarbeitern, zum Beispiel mit einem steirischen Fensterhersteller, der sein Holz aus Kanada bezieht", sagt Sandler im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Investorensuche über Plattform Conda

Auch für den Skihersteller Atomic wäre Paulownia-Holz aus Europa "eine interessante Option", heißt es auf der Homepage der Crowdinvesting-Plattform Conda. Dort konnten Investoren ab 100 Euro in das Projekt "Treesource" einsteigen, die Beteiligung erfolgt in Form eines Nachrangdarlehens mit einer Laufzeit von acht Jahren.

Neben dem ökologischen Aspekt - der Regenwald bleibt unberührt, die Transportwege sind kurz - sehen Sandler und sein Team großes wirtschaftliches Potenzial. Nicht nur der Bedarf am Rohstoff Holz, sondern auch dessen Preis steige. Die Entwicklung des Preises von Holz mit jener von Gold oder des Aktienindex MSCI World sei seit 1990 überproportional gewesen.

Das über die Crowd gesammelte Kapital soll vor allem zur Pachtung der bestehenden Plantage und zur Sicherstellung der Pflege über acht bis zehn Jahre verwendet werden. Die Vertragslaufzeit des Nachrangdarlehens für Conda-Crowdinvestoren kann um maximal zwei Jahre verlängert werden, wenn die Höhe des zu erwartenden Holzverkaufspreises dafür spricht. Der jährliche Basiszinssatz beläuft sich auf 3,6 Prozent. Welchen Bonuszinssatz Treesource ausbezahlt, hängt davon ab, welchen Verkaufspreis das Paulownia-Holz letztlich in acht bis zehn Jahren erzielt.

Sandler geht davon aus, dass zumindest ein durchschnittlicher Nettoverkaufspreis von 400 Euro je Kubikmeter erreicht wird, womit sich eine Verzinsung von insgesamt 7,4 Prozent ergäbe. Bei einem Verkaufspreis von 600 Euro wären das insgesamt 10,79 Prozent Zinsen - laut seinem Unternehmen ein realistisches Szenario. Rund 240.000 Euro wurden über Conda lukriert, das Fundingziel liegt bei einer halben Million Euro.

Paulownia-Holz: robust und ökologisch wertvoll

Die Paulownia zählt zu den am schnellsten wachsenden Edelholzbäumen der Welt. Binnen zehn Jahren erreicht sie eine Höhe von bis zu 18 Metern und eine Stärke von 40 Zentimetern, ohne dabei andere Pflanzen in Mitleidenschaft zu ziehen. Zu ihren weiteren Vorzügen zählt, dass sie Trockenperioden und Frost problemlos übersteht und als sehr schädlingsresistent gilt.

In Österreich findet sich der Baum vorwiegend in Parkanlagen, etwa in den Zentren der ehemaligen Habsburgermonarchie wie Wien, Laxenburg oder Baden bei Wien. Kaiser Franz Joseph erkor die Paulownia zu seinem Lieblingsbaum, daher auch die Bezeichnung "Kaiserbaum".